Früher spielte das kanadische Kollektiv The Hidden Cameras an ungewöhnlichen Orten wie in Kirchen, Altersheimen oder Pornokinos. In letzter Zeit tritt die Gruppe aber eher in konventionellen Hallen auf - demnächst auch wieder in Österreich.

Mit spießbürgerlicher Normalität hat das nichts zu tun: Seit Beginn seiner Karriere schrieb Chef Joel Gibb deftige Texte, die vorzugsweise von schwulen Sexpraktiken erzählen.

Musikalisch wurden die Botschaften von gefällig-luftigem und eingängigem Indiefolkpop getragen. Schon auf dem vorletzten Album Origin:Orphan wurde der Sound düsterer und orchestraler, samt Synthie-Effekten, die ohnehin bestens zum schwulen Disco-Revival passen. Die aktuelle Platte Age ist vollständig in Moll gehalten: Ein düsteres Konzeptalbum über Verlangen, Beziehungen und das Coming of Age als Coming-out.

Auf Gibbs kräftigen Bariton, spacigen Dub und Elektropop muss man auch nicht verzichten, andere Lieder erinnern an New Order oder Joy Division, manche schwelgen mit üppigen Streichern, Bläsern, Chören und Keyboards in einem ebenso pathetischen wie melancholischem 1980er-Dekonstruktionsuniversum, wo mit campy Kitsch und barockem Bombast Religionskritik geübt und queere Körperpolitik abgehandelt wird. (dog, DER STANDARD, 5.11.2014)