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Bürgermeister Michael Häupl ist seit 20 Jahren im Amt.

Foto: APA/Neubauer

Bald beginnt wieder "die Zeit fokussierter Unintelligenz". So jedenfalls nannte der für seine flotten Sprüche bekannte Michael Häupl einst die Zeit des Wahlkampfs. Der 65-Jährige will nächstes Jahr noch einmal Bürgermeister werden. Am Freitag feierte er sein 20-jähriges Amtsjubiläum. Bei der Wien-Wahl 2015 will er zum letzten Mal als Spitzenkandidat antreten.

Am 7. November 1994, als Häupl zum ersten Mal angelobt wurde, waren viele der heute Wahlberechtigten noch gar nicht auf der Welt. Der damals 45-Jährige hatte schon einige politische Stationen hinter sich. Begonnen hatte der studierte Biologe beim Verband Sozialistischer Studenten. Ab 1983 war er Gemeinderatsabgeordneter, 1988 wurde er Umweltstadtrat und 1993 zum Vorsitzenden der Wiener SPÖ gewählt.

Dass er einmal Sozialdemokrat werden würde, war Häupl nicht in die Wiege gelegt. Er wurde 1949 in Altlengbach geboren - in einer, so sagt man, traditionell ÖVP-nahen Lehrerfamilie. Während seiner Schulzeit war er unter dem Kneipnamen "Roland" in der schlagenden Studentenverbingung "Rugia" aktiv.

Die meiste Zeit stand Häupl als Bürgermeister einer Alleinregierung vor. Gleich bei seiner ersten Wahl 1996 musste er aber eine Niederlage einstecken. Es folgte eine Zusammenarbeit mit der ÖVP. 2001 konnte er die Absolute zurückerobern, 2010 musste aber wieder ein Koalitionspartner gefunden werden. Häupl entschied sich für die Grünen.

Die Zusammenarbeit in den letzten vier Jahren lief über weite Strecken harmonisch ab. Bei unangenehmen Verkehrsthemen, etwa der Ausweitung des Parkpickerls oder der Umgestaltung der Mariahilfer Straße, ließ Häupl seiner Vize Maria Vassilakou aber gerne den Vortritt.

Nächstes Jahr strebt Häupl wieder die absolute Mehrheit an. In Umfragen lag die SP in Wien zuletzt aber nur bei 35 bis 40 Prozent. Auch ohne neues Wahlrecht, über das derzeit verhandelt wird, wird das für eine Alleinregierung der Roten nicht reichen.

Häupl gilt als Ziehvater von Bundeskanzler Werner Faymann, pflegt gute Kontakte zu Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll und ist Fan des Wiener Weins und der Fußballmannschaft Austria Wien. Er ist in dritter Ehe mit Barbara Hörnlein, ärztliche Direktorin des Wilhelminenspitals, verheiratet und hat zwei Kinder.

Wer Häupl einmal nachfolgen könnte, darüber herrscht in Wien noch Rätselraten. (Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 8.11.2014)