Die gegen Russland verhängten Sanktionen zeigen mehr Wirkung als von vielen Analysten erwartet. Vor allem die Restriktionen im Finanzbereich haben es in sich. Die russischen Staatsbanken wurden von der internationalen Finanzierung weitgehend abgeschnitten, ausländische Banken haben sich aus dem Anleihen- und Geldmarkt des Landes weitgehend zurückgezogen. Der monetäre Kreislauf stockt. Russische Banken haben mit Kapitalabfluss zu kämpfen, die Kreditvergabe an Unternehmen und Konsumenten stockt folglich.

Die Zentralbank reagiert mit der Freigabe des Rubelkurses - und hat so den rasant fallenden Wechselkurs wieder ein klein wenig gestärkt. Zwar wurden bereits in der Vorwoche Interventionen stark eingeschränkt, doch mit dem jetzigen Schritt hat die Notenbank einen Überraschungstrumpf ausgespielt. Viel wird nun davon abhängen, wie ernst es die Zentralbank mit der Ankündigung meint.

Angesichts der nicht zuletzt über höhere Importpreise angeheizten Inflation könnten die Währungshüter neuerlich viel Geld zur Stützung des Rubels ausgeben. Das wäre wohl der falsche Weg: Die Zentralbank wird die bereits ordentlich geschrumpften Reserven noch bitter benötigen, wenn Auslandsfinanzierungen auslaufen und Großkonzerne rekapitalisiert werden sollen. Die weite bessere Lösung wäre freilich ein Einlenken Moskaus in der Ukraine-Politik und ein Ende der gegenseitigen Sanktionen. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 11.11.2014)