Mit Sanktionen will Staatssekretär Harald Mahrer Bildungspolitik machen. Er schlägt vor, Eltern die Familienbeihilfe zu entziehen, wenn ihre Kinder keine Förderungen in Anspruch nehmen. Der Förderbedarf soll dabei mit Tests der Drei- bis Vierjährigen zu Sprachstand und Entwicklungsstand festgelegt werden. Dieser Vorschlag ist fragwürdig.

Durch diese Tests wird den Kindern das Kindsein genommen. Solche Prüfungen können zu Leistungsdruck bereits im Kindergarten führen. Davon abgesehen brauchen wir solche Tests nicht, weil ohnehin jedes Kind Förderbedarf hat. Alle haben Begabungen, die entdeckt werden sollten, und Schwächen, deren sich die Pädagogen im Kindergarten und die Eltern zu Hause annehmen müssen.

Mit seinem Vorschlag bedient Mahrer alte Erziehungsmethoden und will, wie früher der Krampus den Kindern, den Eltern heute die Rute ins Fenster stellen. Das Problem bei Kindern, die noch nicht Deutsch sprechen, ist weniger, dass die Angebote nicht angenommen werden, sondern vor allem, dass es zu wenige davon gibt. So kommt bei Kindern mit Migrationshintergrund der für die Entwicklung besonders wichtige Unterricht in der Muttersprache oft zu kurz.

Mahrers Idee ist nicht durchdacht und geht am Problem vorbei. Eine viel bessere Maßnahme wäre es, das zweite verpflichtende Gratis-Kindergartenjahr einzuführen, das die Regierung schon lange versprochen hat. (Lisa Kogelnik, DER STANDARD, 14.11.2014)