Das obere Weinviertel ist nicht nur für seine Landschaft und den Wein, sondern auch für die vielen leicht erreichbaren Aussichtswarten bekannt. Die hier vorgestellte Radtour durch das westliche Pulkautal führt zu drei Warten, zwei davon befinden sich in Pulkau, eine weitere in der Nähe von Waitzendorf. Als Ausgangspunkt für die Tour nützen wir den Bahnhof Sigmundsherberg und fahren auf der B 45 Richtung Pulkau.

Die knapp 1.600 Einwohner zählende Stadt Pulkau weist eine lange Tradition beim Bau von Aussichtswarten auf. Bereits im Jahr 1902 wurde am Standort des heutigen Rundfunksendeturms oberhalb der Wehrleiten eine Warte eröffnet. Der als Dechant- oder Heinrichs-Warte bekannte, 14 Meter hohe Holzturm blieb aber nur bis in die 1920er-Jahre bestehen. Heute bietet die Stadt zwei Aussichtspunkte: die Bellmond-Warte und einen Holzturm nahe des 416 Meter hohen Haidberges.

Die Warte auf dem Haidberg
Foto: Andreas Brudnjak

Im Jahr 1910 wurde die nach Itha Edle von Bellmond benannte Warte vom örtlichen Verschönerungsverein errichtet. Die Namenspatronin spendete für den Bau 1.000 Kronen - das entspricht heute rund 5.000 Euro. Die Konstruktion bestand aus einem knapp 30 Meter über dem Fluss Pulkau gelegenem, von einer Stützmauer gesichertem Plateau mit Sitzbank. Die Aussicht von der Bellmond-Warte ist dennoch eher bescheiden und von der nahen Haidberg-Warte deutlich besser. Diese befindet sich zweieinhalb Kilometer nordwestlich von Pulkau in erhöhter Lage.

Türmchen überm Pulkautal

Von dem 1978 errichteten Holzturm überblickt man weite Teile des Pulkautals mit der Stadt Pulkau als Mittelpunkt. Ursprünglich mit einer Höhe von nur fünf Metern geplant, konnte das Türmchen dank zusätzlich lukrierter Mittel auf immerhin 7,5 Meter aufgestockt werden. Trotz des hohen Alters ist die Holzwarte bis heute in sehr gutem Zustand - sie wird regelmäßig von der Gemeinde Pulkau instand gehalten.

Knapp fünf Kilometer Luftlinie von diesem Turm entfernt, befindet sich die dritte Aussichtswarte auf dieser Tour. Die Europa-Warte bei Waitzendorf ermöglicht es, die herrliche Landschaft des oberen Weinviertels wie aus der Vogelperspektive betrachten zu können. Besonders hoch ist sie gar nicht, aber 20 Meter genügen an diesem Standort für eine herrliche 360-Grad-Panoramafernsicht. Zudem leuchtet im Herbst der Wald des Schafbergs, der die Warte umgibt, in vielen Farben.

112 Stufen müssen bis zur Aussichtsplattform bewältigt werden, der Turm selbst ragt mit Kreuz insgesamt 27 Meter in die Höhe. Geplant hat ihn der Ingenieur Robert Krapfenbauer, unter anderem verantwortlicher Statiker des Wiener Donauturms.

Ein Bonusturm in Retz

Ziel dieser Tour ist Retz. Nach der Ankunft sollte eigentlich genügend Zeit bleiben, um noch den Aussichtsrundgang im Rathausturm (täglich von 9 bis 18 Uhr) einzuplanen; Eintritt ein Euro. Der Blick über die Stadt aus 29 Metern Höhe ist eindrucksvoll, und als Belohnung für die Bewältigung von 150 Stufen warten in Retz viele Einkehrmöglichkeiten.

Die Route: Von Sigmundsherberg auf der B45 Richtung Pulkau. Kurz nach der Bründlkapelle (6 km) die B45 verlassen und der Landesstraße nach Pulkau folgen.

Kurz nach dem Kriegerdenkmal an der Bründlstraße 37 (1,5 km) die Pulkau auf einem Steg überqueren (Wehrleiten) und nach dem Schlössl den Fußweg links durch den Wald zur Bellmond-Warte nehmen (10 Minuten).

Zurück zur Bründlstraße und entlang der alten Weitersfelderstraße immer leicht bergauf zum Parkplatz unterhalb der Haidberg-Warte (3 km). Vom Parkplatz auf die L41, dann 300 Metern bergauf und danach die Forststraße rechts bergab nach Leodagger nehmen, weiter nach Waitzendorf.

Auf der Straße Richtung Untermixnitz bergauf bis zum Straßenkilometer 6 (7,5 km, 150 Höhenmeter). Links vom Parkplatz führt der Weg zur Europa-Warte (10 Minuten). Zurück nach Waitzendorf und über Obermarkersdorf und Obernalb nach Retz (10 km).

Anstatt in Sigmundsherberg kann die Tour alternativ in Zellerndorf (ebenfalls mit Bahn-Anschluss) begonnen und / oder beendet werden - die Strecke nach Pulkau beträgt 7 Kilometer, von Waitzendorf zurück nach Zellerndorf sind es 8,5 Kilometer. (Andreas Brudnjak, DER STANDARD, 15.11.2014)