Klaus Johannis war 30, als sich die Rumänen 1989 gegen die kommunistische Diktatur erhoben. Während seine Eltern wie die meisten Siebenbürgersachsen nach Deutschland übersiedelten, blieb Johannis in Rumänien. Hier sei seine Heimat, betont er seither. Auch wenn es sich im reichen Westen besser leben lasse. Fast genau ein Vierteljahrhundert nach der blutigen Wende wählten die Rumänen, darunter viele Gastarbeiter in Westeuropa, den langjährigen und international angesehenen Bürgermeister von Sibiu (Hermannstadt) zum Staatspräsidenten. Eine außergewöhnliche Lebensgeschichte erreicht damit vorerst ihren Zenit.

Natürlich wurde da in Rumänien der unbeliebte Premierminister und Präsidentschaftskandidat Victor Ponta vom Volk hart abgestraft. Dennoch ist der Sieg Johannis‘ mehr als eine Niederlage Pontas. Johannis siegte trotz einer untergriffigen und nationalistischen Kampagne gegen seine Person, in der er als ausländischer Agent und Verräter dargestellt wurde.

Für viele Rumänen ist der gelernte Physiklehrer, der im europäischen Kontext wie ein etwas biederer Technokrat wirkt, aber vielleicht gerade deshalb zur Symbolfigur für einen anderen, einen europäischen Politikstil geworden. Die Reaktionen des Wahlsiegers lassen dies zumindest erhoffen. Die langen Schlangen vor den Botschaften und Konsulaten in den europäischen Hauptstädten zeugen vom Frust vieler Rumänen mit einer politischen Klasse, die vom Ausland aus betrachtet noch korrupter und ineffizienter erscheint als zu Hause. 300.000 Auslandsrumänen, an vergleichsweise reibungslos funktionierende Verwaltungen und rechtsstaatliche Standards gewöhnt, konnten trotz aller Versuche der Regierung unter Ponta, ihnen die Stimmabgabe zu erschweren, wählen; in Italien, Deutschland und Großbritannien erreichte Johannis teilweise Zweidrittelmehrheiten.

Johannis steht für einen klar proeuropäischen Kurs und sagte im Wahlkampf der grassierenden Korruption den Kampf an, mit der öffentlich vor allem die regierenden Sozialdemokraten in Verbindung gebracht werden.

Nach zehn Jahren als Herr des EU-prämierten Mikrokosmos Hermannstadt glauben die Rumänen "dem Deutschen", dass er auch auf der großen Bukarester Staatsbühne aufräumen kann. (Florian Niederndorfer, derStandard.at, 17.11.2014)