Karl Lagerfeld war einer der Kreativen, die am "Iconoclast"-Projekt von Louis Vuitton teilgenommen haben: Er designte Sack, Kasten, Tasche und Handschuhe für finanzkräftige Boxer.

Foto: Karl Lagerfeld
Foto: Karl Lagerfeld
Foto: Karl Lagerfeld

Es ist das Logo einer der wertvollsten Marken der Welt. Die ineinandergeschobenen Initialen, die Blümchen und Diamanten auf braunem Leder. Wer immer eine der Taschen von Louis Vuitton kauft, löst damit auch ein Eintrittsticket in die Welt der Statussymbole. Sosehr die einen ein Accessoire (seltener ein Kleidungsstück) des Pariser Luxusgiganten begehren, so dezidiert lehnen es andere ab. An Louis Vuitton lassen sich Fluch und Segen eines alle Warengruppen umfassenden Brandings wie kaum irgendwo sonst in der Welt des Luxus studieren.

Dazu gehört, dass das Logo in regelmäßigen Abständen von seinen Verschleißerscheinungen gereinigt wird. Zu viele Käufer (unter ihnen nicht immer die richtigen) und zu viele Fälschungen (unter ihnen viele schlechte) führen dazu, dass die Marke an Strahlkraft verliert. In der Ära von Marc Jacobs durften sich deshalb Künstler wie Haruki Murakami oder Richard Prince an die Neuinterpretation der Taschen machen.

Der Erfolg war gigantisch, das Image von Louis VUitton profitierte enorm. Manche der Künstlereditionen gelten bis heute als Sammlerobjekte. Kein Wunder, dass die Kooperation mit Künstlern auch unter Jacobs-Nachfolger Nicolas Ghesquière weitergeführt wird. Dafür sorgte mit Sicherheit allein schon die Marketingabteilung.

Sechs Kreative

Einer Künstlerin (Cindy Sherman) werden beim aktuellen Projekt "The Icon and the Iconoclasts" fünf Kreative aus ganz unterschiedlichen Bereichen zur Seite gestellt. Da wäre Architekt Frank Gehry, der Louis-Vuitton-Oberboss Bernard Arnault gerade mit einem eigenen Museum im Bois de Boulogne ein Denkmal gesetzt hat, da wäre Comme-des-Garçons-Designerin Rei Kawakubo, der Schuhmacher Christian Louboutin und der Designkapazunder Marc Newson – und Karl Lagerfeld.

Bei Chanel verantwortet Lagerfeld zwar das Design eines Erzrivalen, als Kreativkopf von Fendi steht er gleichzeitig aber auch auf dem Gehaltszettel von Bernard Arnault. Lagerfelds Spiel mit dem Vuitton-Monogramm ist eines der erfrischendsten. Während Louboutin einen Trolley, Sherman einen Kastenkoffer, Gehry eine asymmetrische Tasche, Newson einen plüschigen Rucksack und Kawakubo einen löchrigen Shopper entwarf, steigt Lagerfeld mit einigen Boxutensilien in den Designring – und verwehrt sich damit der einfachen Verwertbarkeit. Wirklich oft werden die sündhaft teuren Designerteile nämlich nicht über die Verkaufsbudel gehen.

Doch darum geht es bei dem Projekt natürlich nicht. Neben den besonderen Stücken gibt es von allen sechs auch eigens designte Taschen. Sie werden diesen Winter mit Sicherheit ziemlich viele Käufer finden. Wahrscheinlich auch solche, die sonst nie ein mit dem LV-Monogramm versehenes Teil kaufen würden. Man darf davon ausgehen, dass der Name Frank Gehry, Cindy Sherman oder Rei Kawakubo die Beziehung wieder geraderücken wird. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 21.11.2014)