Das Machtwort von Michael Häupl zeigt Wirkung. Nachdem die SP-Parteijugend Druck ausgeübt hatte, sprach sich auch der Wiener Bürgermeister vergangene Woche in Sachen Wohnraum für eine Leerstandserhebung aus. Die Forderung der Parteijugend ging sogar noch weiter, setzte sie sich doch für eine Leerstandsabgabe in Höhe von einem Euro pro Quadratmeter ein. Keine Woche später verkündet Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP) nun: Die bisher angenommenen Zahlen - das Wohnbauressort geht von 30.000 leerstehenden Wohnungen aus - werden überprüft. Gleichzeitig schließt Ludwig eine Abgabe nicht mehr kategorisch aus.

Hohe Mieten, wenig Platz und immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner: Wohnen wird im Wien-Wahlkampf 2015 ein zentrales Thema sein. Doch nicht erst die SPÖ hat das Thema entdeckt, auch die Grünen fordern leistbaren Wohnraum - mit teilweise noch extremeren Positionen, etwa einer möglichen Enteignung von Grundbesitzern, wenn diese Bodenspekulation betreiben. Die SPÖ drückt nun auf die Tube. Das muss sie auch, sonst überlässt sie den Grünen das Feld komplett. Mit Georg Niedermühlbichler, der im Sommer zum neuen Landesparteisekretär der SP ernannt wurde, hat sie immerhin einen Profi in ihren Reihen, ist er doch gleichzeitig Präsident der Mietervereinigung. Der Wiener Wahlkampf wird auch zum Wohnkampf. (Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 21.11.2014)