Hamburg - Die Grünen setzen nach dem Ausstieg aus der Atomenergie auf einen radikalen Umbau der Landwirtschaft als zentralem Thema. "Die Agrarwende hat ökologisch eine Bedeutung wie sie die Energiewende hat", sagte Fraktionschef Anton Hofreiter am Samstag auf dem Grünen-Parteitag in Hamburg. Ein Drittel des Ausstoßes klimaschädlicher Gase weltweit gehe auf das Konto der Agrarindustrie. Zudem sei die Branche verantwortlich für die Vertreibung von Kleinbauern etwa in Südamerika, wenn die Branche den Anbau riesiger Soja-Acker mit teils kriminellen Methoden durchsetze.

"Es geht ums Ganze: Um die Ernährung aller Menschen mit guten Lebensmitteln und um globale Gerechtigkeit, um Klimaschutz und Artenvielfalt", heißt es in dem von den rund 800 Delegierten verabschiedeten Antrag. Damit heben die Grünen die Agrarwende auf eine Ebene mit der von der Bundesregierung vorangetriebenen Energiewende. Kern der Energiewende ist die Umstellung der Stromproduktion auf regenerative Energien, eine zentrale Forderung der Grünen seit ihrer Gründung vor 35 Jahren.

Konkrete Ideen

Konkret fordern die Grünen ein Verbot genetisch veränderter Pflanzen sowie die drastische Einschränkung des Einsatzes von Antibiotika bei der Tiermast und der Pestizide auf den Äckern. Zudem soll der Tierschutz etwa durch ein Verbot des Schnabelkürzens bei Geflügel oder der Amputation von Schwänzen bei Schweinen verbessert werden. Dazu gehört auch die Kampfansage an die Massentierhaltung.

Bislang sind Versuche der Landwirtschaft, artgerecht aufgezüchtete Hühner im Massenmarkt zu etablieren, am hohen Verkaufspreis gescheitert. Andererseits haben sich in bestimmten Lebensmittelbreichen - etwa bei Obst, Gemüse und Milch - Öko-Produkte neben konventionell produzierten Nahrungsmitteln bei Discountern und Lebensmittelketten etabliert. (APA, 22.11.2014)