Am Dienstag erreichte der globale Klimawandel das österreichische Parlament. Die folgende Bildgeschichte des Klimabündnisses mit Wahrnehmungen des Klimawandels aus aller Welt erzählt von den weltweiten Auswirkungen des Klimawandels. Sie wurde im Rahmen einer parlamentarischen Enquete gezeigt und sollte den Abgeordneten und der Bundesregierung die Dringlichkeit ambitionierter Klimabeschlüsse vor Augen führen. Entstanden ist sie im Rahmen des EU Projektes "From overconsumption to solidarity". Die Ausstellung "Wir alle sind Zeugen - Menschen im Klimawandel" ist Anfang Dezember auch bei der UN-Klimakonferenz in Lima zu sehen. Hier erfahren Sie weiteres Wissenswertes.

Klimazeugin Anna Pirpamer, Hüttenwirtin am Kesselwandferner in Tirol: "Man kann von Jahr zu Jahr große Unterschiede an der Höhe der Gletscher sehen. Was uns für den Hüttenbetrieb die größten Probleme bereiten wird, ist dass das kleine Eisfeld oberhalb der Hütte in absehbarer Zeit verschwunden sein wird. Von diesem Eisfeld leiten wir das Wasser in die Hütte und gewinnen so unser Trink-und Brauchwasser. Es ist die einzige Möglichkeit für uns, Wasser zu bekommen."

Foto: Anna Pirpamer

In den letzten zehn Jahren verloren der Kesselwandferner und zwei benachbarte Gletscher zusammen pro Jahr fast 15 Millionen Kubikmeter Eis. Schmelzendes Gletschereis macht im Sommer bis zu sieben Prozent des Donauwassers in Passau aus.

Foto: Jakob Abermann

Klimazeuge Shadu Charan Mondol aus Bangladesch: "Mein Haus steht auf dem Deich. Es wurde schon sechsmal zerstört, weil der Deich nicht hielt. Bei Flut drückt das Meer immer weiter den Fluss hinauf. Der Wasserspiegel begann vor 60 Jahren anzusteigen, aber seit 10 Jahren steigt er schneller. Die Springfluten im Juni und Juli sind sogar noch gefährlicher. Sie verursachen die höchsten Wasserstände. Wir wurden schon mehrere Male gezwungen, den Deich vom Fluss zurückzuverlegen. Für eine weitere Rückverlagerung haben wir keinen Platz mehr übrig."

Foto: Dietmar Mirkes

Genauso wie das Haus von Shadu Charan Mondol liegen weite Gebiete von Bangladesch weniger als zwei Meter über dem Meeresspiegel. Der Anstieg des Meeresspiegels mit jährlich drei bis sechs Millimeter und die Zunahme von Sturmfluten in der Folge von Wirbelstürmen bedrohen in Bangladesch Millionen von Menschen. In der ganzen Region des Golf von Bengalen sind zwischen 2007 und 2009 hunderttausende Menschen durch Stürme mit einhergehenden Fluten ums Leben gekommen.

Foto: Dietmar Mirkes

Bangladesch ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es hat den Klimawandel nicht ausgelöst, ist aber dessen Auswirkungen in besonderem Maße ausgeliefert. Die Treibhausgasemissionen einer Person in Bangladesch sind zehn mal kleiner als jene eines Österreichers.

Grafik: ASTM

Klimazeuge Jobari Mokao aus dem Dorf Bermo, gelegen in den Weidegründen der Maradi Region von Niger: "Seit zehn Jahren folgt ein Dürrejahr dem nächsten. Die Folgen: Degradation unserer Weidegründe, sowie Futter- und Wassermangel. In den Jahren der Krisen können die Verluste an Vieh von 30 Prozent bis 100 Prozent ansteigen. Die stärksten Tiere überleben, verlieren aber über ein Drittel ihres Gewichtes und über 90 Prozent ihres Wertes."

Foto: Cesao PRN

Insgesamt weniger Niederschläge dafür mehr Starkregen und Überschwemmungen sind die Erscheinungen des Klimawandels, die Walddegradation und Waldverlust hervorrufen.

Foto: Cesao PRM

In Niger verschwinden jedes Jahr an die 1.000 Quadratkilometer Wald. Dies entspricht der zweieinhalb fachen Fläche von Wien. Der Rückgang des Waldbestands zwingt ein Viertel der Bevölkerung und ihr Vieh auf degradiertem Land zu leben.

Foto: Casao PRN

Der afrikanische Staat Niger und seine Bevölkerung haben den globalen Klimawandel nicht verursacht, sind von dessen Auswirkungen jedoch besonders stark betroffen. Die CO2 Emissionen sind in Niger pro Person 20 mal kleiner als in Österreich.

Grafik: ASTM

Klimazeuge Aqqaluk Lynge aus Grönland, vormaliger Präsident des Inuit Circumpolar Councils: "Die Jagd ist ein integraler Bestandteil der Lebensweise der Inuit. Doch in den letzten Jahren hat sich die Zahl der Jäger mehr als halbiert.

Foto: Inuit Circum Polar Council

Bild nicht mehr verfügbar.

"Traditionelle Jäger auf Hundeschlitten müssen jetzt über Land statt auf dem Packeis fahren und dabei immer weitere Strecken zurücklegen."

Bild nicht mehr verfügbar.

Seit 2006 haben hohe Temperaturen im Sommer auf Grönland zu einem jährlichen Eisverlust von 273 Milliarden Tonnen geführt. Der Eisschild Grönlands ist der größte Eiskörper der nördlichen Hemisphäre und beeinflusst das Weltklima durch seine direkte Wirkung auf die Höhe des Meeresspiegels, die Temperaturen und Strömungen der Meere.

Ram Singh war am 16. Juni 2013 mit seiner Familie in Indien auf Pilgerreise: "Ich fühlte mich, wie wenn der Himmel auf die Erde stürzen würde. Innerhalb von Sekunden drang eine riesige Wasserwand zum Tempel von Kedarnath vor. In weniger als 15 Minuten wurden tausende Menschen hinweggeschwemmt."

Foto: Soma Basu downtoearth

Die Überschwemmungen im nordindischen Kedarnath am Fuße des Himalaya sind kein Einzelfall. Wissenschaftler vom India Meteorological Department warnen vor einem erhöhten Überschwemmungsrisiko in den meisten Teilen von Indien.

Foto: RohitDimri

Almerinda Ramos de Lima, Präsidentin der FOIRN - des Dachverbandes der indigenen Organisationen vom Rio Negro, Brasilien: "Unsere Völker leben hier seit 3.000 Jahren und haben einen Kalender entwickelt, der die Vorbereitung der Felder in unseren trockenen Sommermonaten vorsieht. Doch die Regenfälle im Februar 2012 machten das Verbrennen der gefällten Bäume unmöglich, somit auch die Neuanlage von Feldern. Durch den verregneten Sommer 2012 wurde die Anbaufläche jeder Familie halbiert."

Foto: Emil Benesch Klimabündnis

Regen oder Trockenheit zur falschen Zeit führen im Regenwald zu Lebensmittelknappheit.

Foto: Emil Benesch Klimabündnis

Peter Molnar, Geschäftsführer des Klimabündnis Österreich: "Die indigenen Völker am Rio Negro sind vom Klimawandel betroffen, ohne ihn selbst verursacht zu haben. Eine konstruktive Antwort auf diese Situation ist die seit über 20 Jahren gelebte Partnerschaft zwischen österreichischen Klimabündnis-Gemeinden - derzeit sind es 963 - und indigenen Völkern in Amazonien zum Schutz der Regenwälder und des Weltklimas. Dem Klimawandel kann mit internationaler Zusammenarbeit auf Augenhöhe erfolgreich begegnet werden."

Foto: Emil Benesch Klimabündnis

Die Klimabündnis Partnerorganisation FOIRN hat 1998 vom brasilianischen Staat die Landrechte für ein Regenwaldgebiet übertragen bekommen, das heute 122.000 km² misst und damit eineinhalb mal so groß wie Österreich ist. Wie das Bild aus dem brasilianischen Teil des Dreiländerecks Brasilien, Kolumbien, Venezuela erahnen lässt, handelt es sich dabei um eines der größten zusammenhängenden und bestgeschützten Regenwaldgebiete der Erde. (red, derStandard.at, 25.11.2014)

Foto: Camila Barra