Tobias Moretti und Wolfgang Böck in der Vorarlberg-Ausgabe der Landkrimis "Alles Fleisch ist Gras".

Foto: ORF/Petro Domenigg FILMSTILLS.AT

In "Steirerblut" ermitteln (v.l.n.r.): Hary Prinz, Miriam Stein und Thomas Stipsits.

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Edita Malovcic und Johannes Krisch in "Die Frau mit einem Schuh".

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Wien - Ein abgetrennter Fuß mit einem Damenschuh, eine tote Journalistin und wollüstige Jäger sowie eine Abwasserreinigungsanlage, der ungewöhnlich viel Blut zugeführt wird: Ab Dezember zeichnen die ersten drei ORF-Landkrimis ein mörderisches Bild der österreichischen Provinz. Zum Auftakt wird in Niederösterreich, der Steiermark und Vorarlberg von einer illustren Darstellerriege gemordet und ermittelt.

"Wir haben diese völlig absurde, herrliche Romanvorlage", erläuterte Tobias Moretti bei der Präsentation der Filme im ORF-Zentrum am Montagabend. Er gibt den Polizisten Nathan Weiss in "Alles Fleisch ist Gras". Die Vorarlberg-Ausgabe der Reihe basiert auf dem gleichnamigen Buch von Christian Mähr. Die "größte Hürde" sei für den gebürtigen Tiroler der Dialekt gewesen, "aber auch das gilt es zu meistern. Es ist mir deshalb leichter gefallen, weil die Figur so alemannisch ist. Also muss man nicht abstrakt eine Sprache lernen, ohne zu wissen wofür. Mit diesem Charakter und dem inhaltlichen Konnex fällt es leichter."

Leicht von der Hand geht dem Ermittler in Reinhold Bilgeris Krimi die Selbstjustiz: Zuvor hat der Leiter der Abwasserreinigungsanlage (Wolfgang Böck) einen ihn erpressenden Mitarbeiter im Häcksler "verschwinden" lassen, übrig bleibt nur ein Häufchen Erde. Doch hat er nicht mit der Motivation seines ehemaligen Schulkollegen Weiss gerechnet, der ihm bald auf die Schliche kommt und die Dornbirner Gesellschaft von unerwünschten Subjekten zu befreien sucht. Und so nimmt das Morden seinen Lauf.

Murnberger und Glawogger führten Regie

Moretti zeigte sich von den Landkrimis prinzipiell angetan: "Das ist wie eine Handschrift des ORF, sich einer besonderen Ästhetik und Machart von Filmen mit Mut und Entscheidungskraft anzunehmen." Regisseure wie Wolfgang Murnberger oder der im Frühjahr verstorbene Michael Glawogger würden hier "ihre cineastische Perspektive über das Thema stülpen", weshalb er auch an den Publikumszuspruch glaubt. Ob die Vorarlberger wiederum mit seiner Aussprache zufrieden sein werden, stehe auf einem anderen Blatt: "Es kann genauso sein, dass man da eine auf die Mütze kriegt", schmunzelte der Schauspieler. "Aber das ist auch wurscht."

Wo Morettis Charakter mehr als zwielichtig daherkommt, gibt Nina Proll in "Die Frau mit einem Schuh" wiederum die Stoikerin: Die niederösterreichische Ermittlerin Franzi muss sich mit abgetrennten Leichenteilen herumschlagen. "Sie wird im Drehbuch als Frau beschrieben, die wenig spricht, aber wenn sie es tut, hat sie etwas zu sagen. Also eher wortkarg und vom Tempo her verlangsamt, was meiner Persönlichkeit entgegenkommt. Ich bin auch kein quirliger, aufgeweckter Typ, der sehr viel spricht." Die Rolle im von Glawogger geschriebenen und inszenierten Film habe sie sofort angesprochen. "Ich habe das Buch gelesen und sofort gefunden, dass ich da die Idealbesetzung bin", lachte Proll. "Aber natürlich muss man zunächst die anderen davon überzeugen."

Krimi habe "amerikanisches Flair"

Grundsätzlich stecke in ihrer Figur "sehr viel von Michael Glawogger selbst", wie die Schauspielerin erläuterte. "Es gibt ein paar Szenen, wo sich diese Frau so verhält wie ein Mann, was ich so im Fernsehen noch nicht gesehen habe. Wir brauchen noch viel mehr solche Frauenfiguren im Fernsehen, zu denen man aufschauen kann und die uns neue Verhaltensmuster zeigen", betonte Proll, die gemeinsam mit Karl Fischer, Edita Malovcic und Johannes Krisch vor der Kamera gestanden ist. Trotz der ländlichen Umgebung habe der Krimi "ein amerikanisches Flair", was sich etwa durch die Musik oder das Motorradfahren zeige. "Das hat eine gewisse Coolness." Dennoch komme die ländliche Färbung nicht zu kurz: "Wenn etwas im Dialekt ist, hat es immer mehr Kraft, als wenn es im neutralen Hochdeutsch gehalten ist. Deswegen spiele ich auch lieber im Dialekt."

Komplettiert wird die erste Runde der Landkrimis von "Steirerblut", eine von Murnberger mit Miriam Stein, Hary Prinz und Thomas Stipsits umgesetzte Romanvorlage von Claudia Rossbacher. Die Suche nach dem Mörder einer jungen Journalistin hatte bereits im Vorjahr im Rahmen der Diagonale ihre Premiere. Bereits abgedreht wurden zudem das "Kreuz des Südens" (Burgenland) sowie "Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist" (Kärnten). Ob die oberösterreichische Idylle nicht doch trügt, werden Josef Hader und Maria Hofstätter in "Der Tote am Teich" (Regie: Nikolaus Leytner) ergründen. Drehstart ist Februar kommenden Jahres.

Zuerst auf DVD

"Die Menschen haben Lust nach Heimat, nach Beschäftigung mit der eigenen Umgebung", betonte ORF-Fernsehfilmchef Heinrich Mis bei der Präsentation der ersten Filme, die ab Freitag auch als DVD (Hoanzl) erhältlich sein werden. Und er bediente sich gar bei Shakespeare: "Die Demokratisierung des Königsdramas ist der Fernsehkrimi." Für ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner zeigen die Produktionen wiederum, "was für grandiose Leute in diesem Land arbeiten. Darauf wollen wir den Scheinwerfer lenken." Neben den neun Bundesländern denke man derzeit auch über einen Südtirol-Landkrimi nach. (APA, 25.11.2014)