Harry Glücks "Glaswürfel" wird nächstes Jahr dem Erdboden gleichgemacht.

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Derzeit ist im ehemaligen Rechenzentrum der Stadt Wien in der Rathausstraße 1 noch eine Ausstellung zum "Wiener Wohnbau der Nachkriegszeit" zu sehen (siehe Linktipp). Die Tage des von Harry Glück entworfenen Glaswürfel sind aber schon gezählt: Der Bürozweckbau an der Zweierlinie, Ecke Josefstädter Straße, wird ab Anfang 2015 abgerissen. Am Standort soll, wie berichtet (siehe "Nachlese"), ein bis zu 40 Millionen Euro teurer Neubau entstehen. Wien-Holding-Geschäftsführerin Sigrid Oblak rechnet für Mitte 2015 mit dem Baubeginn.

Vorgesehen ist ein Büro- und Geschäftshaus, das nach 18 bis 24 Monaten Bauzeit - also spätestens Mitte 2017 - fertiggestellt sein soll. Große Behinderungen werde es wegen der Baustelle aber nicht geben, versprach Oblak. So will man mit kurzzeitigen Ausnahmen alle Spuren auf der viel befahrenen Zweierlinie offen halten. Für Fußgänger und Radfahrer werde es ebenfalls Passiermöglichkeiten geben. Schließlich ist vorgesehen, die Baustelle vorrangig an der parallel verlaufenden Rathausstraße einzurichten, an der sich auch der Haupteingang des jetzigen Gebäudes befindet.

Glück: "Kein emotionales Problem"

Im sogenannten Glaspalast nahe des Rathauses war jahrelang das städtische Rechenzentrum untergebracht, bis deren Mitarbeiter vor knapp zwei Jahren in ein neues Magistratsgebäude im 22. Bezirk übersiedelten. Seither steht der ästhetisch durchaus umstrittene Bau Glücks, der vor allem für seinen visionären Wohnpark Alt Erlaa bekannt ist, leer. Die Wien-Holding ist Eigentümerin der Immobilie und argumentierte, dass der 1980 entstandene Bürowürfel den modernen Anforderungen nicht mehr entspreche und die Schleifung im Einvernehmen des Architekten passiere.

Glück selbst sagte übrigens im Vorjahr zum STANDARD (siehe "Nachlese"), dass der Abriss für ihn kein großes Problem sei. "Wenn wirtschaftliche Überlegungen in Richtung Abbruch gehen und sich das für die Eigentümer rechnet, ist das für mich kein emotionales Problem. Ich würde es mehr bedauern, wenn beispielsweise manche der von mir geplanten Wohnbauten abgerissen würden, weil sie nicht mehr das bieten, was einst Absicht war."

Anrainer besorgt

Für die Konzeption des Neubaus setzten sich die Architektenbüros Stadler Prenn, Schuberth und Schuberth ZT-KG und Ostertag Architects im Zuge eines Wettbewerbs durch. Obwohl der Gemeinschaftsentwurf optisch eher unauffällig ausfiel, musste im Nachhinein noch modifiziert werden. Denn die Anrainer sorgten sich gemeinsam mit der Josefstädter ÖVP-Bezirksvorsteherin Veronika Mickel um die Sichtachse von der Josefstädter Straße zum Stephansdom. Nach Änderungen bei den Gebäudemaßen soll der Steffl-Blick nun erhalten bleiben. (APA/red, derStandard.at, 25.11.2014)