Smileys, Comicmotive, Essensbilder, Katzenfotos: Die Mode mag es derzeit lustig. Auch die österreichische Designerin Michaela Buerger hat diesbezüglich einiges im Angebot.

Fotos: M. Buerger

Von oben: ein T-Shirt von Illustrator Bijou Karman für Peuterey, das Milchtascherl von Chanel, eine Babuschka-Tasche von Charlotte Olympia, Williams Girl-Parfum und Nudel- Manschettenknöpfe von Etro.

Fotos: Hersteller

Arme hoch und einmal den Laufsteg runtertanzen. Für eine wie Inès de la Fressange war das irgendwann in den Achtzigern bei Chanel ziemlich normal. Aber wer macht das in den nüchternen Shows von heute noch? Die Antwort: Stella McCartney macht so was heute noch. Zumindest zum Ende ihrer aktuellen Winterkollektion hüpften die Models bei ihr den Laufsteg hinunter, vorneweg führte Pausenclown und Alleinunterhalterin Cara Delevingne den Reigen der Models an.

Das britische Model ist bekannt für seine schnittigen Grimassen. Die Arme hochreißen kann sie aber auch ganz gut. Und bei Giles Deacon durfte Cara Delevingne aufs Neue das verrückte Huhn geben. Sie machte das erste Laufsteg-Selfie-Video überhaupt, wildes Herumgehampel inklusive.

Die Vermutung liegt nahe: Je fordernder das Business und je dumpfer die Nachrichtenlage, desto lustvoller zelebriert sich die Mode als lustiges Ringelreihen, als kindliches Spiel und leichtfüßiges Abenteuer. Wer keinen Spaß versteht und da nicht mitkommt, ist selber schuld.

Gute-Laune-Flash in Wien

Irgendwie ist das alles zu erwarten gewesen. Pharrell Williams schrieb bereits Ende letzten Jahres den Soundtrack für 2014: Happy! Der Gute-Laune-Flash erreichte sogar das ewig grantelnde Wien: Auf der Mariahilfer Straße wurde wie überall auf der Welt zu "Happy" übers Pflaster gehüpft. Und das Modebusiness? Springt auf die gute Laune auf. Mit einer positiven Grundhaltung lässt es sich doppelt so gerne Geld ausgeben. Pharrell Williams zum Beispiel warf dem eigens ausgerufenen Motto gemäß zusammen mit Comme des Garçons gleich ein Parfumflacon hinterher. Das kunterbunt und im Comicstyle, designt von dem New Yorker Künstler Kaws.

Wie sonst ließen sich auch die letztjährigen Negativschlagzeilen und hässlichen Bilder à la Rana Plaza in Bangladesch smarter weglächeln? Wenn es darum geht, den Rubel rollen zu lassen, kommt der Mode die kindliche Heiterkeit gerade recht. Beispiel Streetstyle: Die Bilder, die in den Magazinen zu sehen sind, sind meist herrlich unbeschwert. Da wird gelacht und gewitzelt: Models zeigen die Zunge, zwinkern kokett über die Schulter, springen in die Luft oder knipsen einfach nur ein breites Lächeln an. Dabei geht es vor und nach den Shows für die Streetstyle-Fotografen längst nicht mehr so lustig wie noch vor vier Jahren zu. Da braucht es kräftige Ellenbogen, um die Konkurrenz um das leichtfüßigste Porträt auszustechen.

Eine der überzeugendsten Gute-Laune-Spritzen auf der Straße ist allerdings kein Model, sondern knapp über fünfzig, drahtig, braungebrannt und für jedes Kostüm zu haben. Die grelle Vogue -Redakteurin Anna dello Russo hüpft von einem Designfetzen in den anderen, von einer Modewoche zur nächsten. Die Mode bei ihr: Karneval, Verkleidungsspiel, großes Drama, alles in einem. Deshalb ist sie auch seit Jahren ein Star auf dem Parkett des Streetstyles. Eigentlich ist sie schon so was wie eine Comic-Heldin in ihrem eigenen Universum. Ganz so, wie das Kim Kardashian, die in ihrer "Kim Kardashian Hollywood"-App die Anziehpuppe mimt, vorgemacht hat.

Gute Laune auf Instagram

Im Land des Lächelns auf Instagram kann kaum jemand Anna dello Russo, der Botschafterin der guten Laune, das Wasser reichen. Überhaupt erscheint die App als eine heitere Wellnessoase, eine Tankstelle für gestresste Modemenschen. Ständig sorgen orange aufploppende Herzerln für gute Laune. In einem solchen Umfeld konnte sogar die knallharte Vogue-Chefin Anna Wintour Witz beweisen. Vor einem Jahr lugten in einem Porträt ihr Betonbob und ihre Sonnenbrille hinter der Septemberausgabe hervor. Dahinter steckt immer ein kluger Kopf - das hatte man ihr, die selbst über kein Smartphone verfügt, nicht zugetraut. Das #voguestragram wurde danach eifrig nachgeahmt. Besser gelaunt als mit Instagram geht nicht.

Das weiß auch die New Yorkerin Leandra Medine. Sie hat es zu einer der weltweit erfolgreichsten Modebloggerinnen gebracht. Die 24-jährige Macherin des Blogs "The Man Repeller" ist die Königin des Slapstick-Humors, ihre Instagram-Videos und Filme für die Online-Seite Style.com zeugen davon. In denen zappelt sie herum, zieht Grimassen und verkauft Trends. Merke: Wer sich momentan gut gelaunt zum Hanswurst macht, wird im Modebusiness dafür belohnt.

Lustige Accessoires

Sollte das Anschalten der guten Laune dann doch einmal schwerfallen, dann müssen lustige Accessoires Schützenhilfe leisten. Das heißt meistens: irgendwas mit Tieren oder irgendwas mit Essen. Gute Laune ist letztlich eine Sache des Geschmacks. Chanel hat sich zuletzt einen silberfarbenen Milchbeutel mit der Aufschrift "Lait de Coco", gehalten von einer typischen Chanel-Metallkette mit durchgefädeltem Lederband, ausgedacht. Handyhüllen mit Elefanten- oder Hasenmotiven sind schon seit einiger Zeit der Hit. Karl Lagerfeld selbst hat gerade die "Monster Choupette"-Kollektion seiner eigenen Linie seiner Hauskatze gewidmet: Auf Taschen, T-Shirts, Socken prangen fauchende Comicviecher.

Die in Paris lebende österreichische Designerin Michaela Buerger strickt währenddessen übergroße Parfumflakons auf Sweater, die von Streetstyle-Stars wie Elisa Nalin lächelnd zur Schau getragen werden. Und dann wären da noch die flachen kleinen Handtaschen von Charlotte Olympia, die mit ihren Kussmündern und Katzengesichtern und Pandabärenköpfen jedes Outfit aufheitern. Anya Hindmarch schlägt mit ihren sonnengelben Smiley-Taschen in eine ähnliche Kerbe. Etro hat kommendes Frühjahr eine ganze Kollektion rund um Pastabilder entworfen. Und bei Moschino wurde für diesen Herbst die Happy Meal Box adaptiert und mit einem lachenden Comicmund versehen. Nicht zuletzt werden Statement-T-Shirts wie wandelnde Sprechblasen getragen.

Vorbild Schiaparelli

Ganz neu ist die Lust an verspielten Comic-Elementen in der Mode dabei nicht: In den Dreißigern waren es Elsa Schiaparellis Handschuhe mit Notenschlüsseln, 1991 sorgte Franco Moschino mit einem Kostüm mit Comicmotiv von Roy Lichtenstein für Aufsehen. Und Gloria von Thurn und Taxis machte Ende der Achtziger in der Samstagabend-Show Wetten, dass..? ihrem schrägen Ruf alle Ehre: Sie trug natürlich Moschino, am Ausschnitt ihres Pullovers ein knuffiger Teddybärenreigen. Moschino zumindest knüpft für das kommende Frühjahr mit einer Barbie-Kollektion an diese Zeiten an. Es müsste sich also nur noch eine Trägerin für den großen Spaß finden. Auf von Thurn und Taxis ist in dieser Hinsicht leider kein Verlass mehr. (Anne Feldkamp, Rondo, DER STANDARD, 28.11.2014)