Posten der Moderne am Klagenfurter Goethepark: der Kärntner Kunstverein.

Foto: Kärntner Kunstverein

Klagenfurt - Der ästhetische Aufstand der Secessionisten in Wien hat innerhalb Österreichs zuerst auf Klagenfurt übergegriffen. Sieben Jahre nach dem "Krauthappel" auf dem Naschmarkt erstand am Goethepark der Wörtherseestadt nach Plänen von Franz Baumgartner der architektonisch ebenfalls markant "jugendstilige" Ausstellungspavillon des Kärntner Kunstvereins. Gustav Klimt schickte prompt eines seiner Gemälde zur ersten Ausstellung. Die ging allerdings sehr nüchtern vor sich. Wegen der Schüsse von Sarajevo war für eine Eröffnungsfeier am 1. August 2014 kein Mitglied des Kaiserhauses verfügbar.

Weil das Fest nie nachgetragen wurde und weil diesmal die politische wie die künstlerische Prominenz anwesend war, könnte man sagen: Der Kärntner Kunstverein hat diese Woche den 100. Geburtstag seines Domizils mit der nachgeholten Eröffnungsfeier begangen. Das Festprogramm krönt eine eindrucksvolle Werkschau bekannter Mitglieder, die am Donnerstag im Beisein von Landeshauptmann Peter Kaiser eröffnet wurde.

Ergänzend gab es ein vom Klagenfurter Universitäts.Club und der Galerie Carinthia mitgestaltetes Symposium, die Präsentation eines Katalogs, der in Schrift und Bild fast vollständig über Biografie und Arbeit der aktuell 208 Kunstvereinsmitglieder informiert, sowie am vergangenen Samstag eine "Soirée internationale" als musikalische und kulinarische Reise durch die Welt (19.00 Uhr).

Zwischen Kopf und Hand

Sinnlich denkt und greift es in diesem seit 100 Jahren künstlerisch virulenten Haus bunt um sich, und es ist alles an Kärntner Kreativität präsent, was es aus biografischen oder werkimmanenten Gründen nicht gerade vorgezogen hat, sich woanders zu zeigen. Für die Ausstellung (sie läuft noch bis 20. Dezember) vorgegeben war das Thema: "Vom Kopf zur Hand ... und dazwischen eine ganze Welt", aber auch, offenbar als Reverenz an die quadratverliebte Gründerzeit von Impressionismus und Jugendstil, das Format ein mal einen Meter.

Auch daraus ist ein anregendes babylonisches Durcheinander geworden. Kopfseitig betrachteten die thematische Vorgabe im ergänzenden Symposium der gebürtige Villacher und heutige Bildungspolemiker Konrad Paul Liessmann, sein Grazer Kollege als Philosoph, Peter Strasser, und der originelle Schweizer Theoretiker Eduard Kaeser, Autor von Büchern wie Kopf und Hand (2011) oder Der Körper im Zeitalter seiner Entbehrlichkeit (2008).

Alphabetisch aufgelistet

Die erwähnte Publikation 100 Jahre Künstlerhaus Klagenfurt ist alphabetisch geordnet und kann gut und gern als ein Lexikon der zeitgenössischen Kärntner Kunst dienen. Im Anhang sind alle Künstler angeführt, die jemals Mitglied des Kunstvereins waren. Da sind sie denn auch alle, von Anton Kolig, Herbert Boeckl, Werner Berg oder Hans Jean Egger bis Anton Mahringer, Hans Staudacher, Maria Lassnig oder Reimo Wukounig. (Michael Cerha, DER STANDARD, 27.11.2014)