Die heute recht unbedeutende Lafnitz war vom 11. Jahrhundert bis 1921 Grenzfluss zwischen Österreich und Ungarn. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts, als sich die Einfälle der ungarischen Kuruzzen mehrten, wurden im Lafnitztal neben Schanzen und Palisaden auch sogenannte Tschartaken - das sind hölzerne Wachtürme - zur Grenzsicherung errichtet.

Nachgebaute Tschartaken

Bei drohender Gefahr gaben die Wachposten einen Signalschuss ab, die nächsten Tschartaken taten dasselbe, sodass die Bevölkerung gewarnt war und in Ortschaften oder Burgen Schutz finden konnte. In der hier beschriebenen Fahrradtour können eine nachgebaute Tschartake und zwei Aussichtswarten besucht werden. Die Route beginnt in Bad Waltersdorf, führt kurz ins Burgenland und endet in Bad Blumau.

Das Bernerhaus
Foto: Andreas Brudnjak

Der erste Höhepunkt dieser Tour ist das auf einer Anhöhe gelegene Bernerhaus. Errichten ließ es um 1850 die Familie Kottulinsky im Stil eines chinesischen Pavillons, eine bis heute einzigartige Architektur in der Steiermark. Seit 1994 wird das Bernerhaus als Gastwirtschaft genutzt, die allerdings von Mitte November bis Anfang April geschlossen bleibt.

Das Wasserschloss in Burgau
Foto: Andreas Brudnjak

Die freie Fläche westlich des Berner Hauses bietet einen tollen Ausblick auf Bad Waltersdorf, auf den Kulm, den Masenberg und auf den Ringkogel. Weiter geht es über Neudau - mit seinem Wasserschloss - nach Burgau. Dort befindet sich ein weiteres, behutsam renoviertes, Wasserschloss mit gefülltem Wassergraben, das aber im Gegensatz zu Neudau zu besichtigen ist, da im Schlossturm das Gemeindeamt untergebracht wurde.

Im steirischen Burgau wurde eine Tschartake rekonstruiert. Die Verteidigungstürme stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Foto: Andreas Brudnjak

Nicht weit von Burgau entfernt steht im burgenländischen Burgauberg eine Aussichtswarte, die dem örtlichen Hochbehälter für die Wasserspeicherung aufgesetzt wurde. Gestaltet wurde sie vom burgenländischen, international tätigen Künstler Andreas Lehner, der den vier Meter hohen, bestehenden Behälter als Bausubstanz nutzte. Der Ausblick von der in nur acht Meter Höhe gelegenen und 2004 eröffneten Aussichtsplattform ist überraschend gut. Hinweistafeln benennen die Aussichtspunkte im Panorama.

Therme oder Tschartake

Nun kann man von hier aus entweder einen Abstecher in die Therme Stegersbach machen, die nur fünf Kilometer entfernt ist, oder nach Burgau zurückradeln, um die anfangs erwähnte Tschartake zu besichtigen. Der Wehrturm befindet sich südöstlich von Burgau direkt an der Lafnitz. Es ist nur schwer vorstellbar, wie ein solches Gebäude den Verteidigern Schutz geboten haben soll, denn schon ein Brandpfeil hätte die Holzkonstruktion leicht entzünden können. Informationstafeln vor Ort geben Auskunft über den geschichtlichen Hintergrund der Tschartaken.

Von hier aus geht es über Feldwege - "Kuruzzenwanderweg" - nach Burgau und weiter nach Bad Blumau. Die 1997 von Friedensreich Hundertwasser gestaltete und im Dezember 2012 renovierte Therme bildet vor allem an kühleren Spätherbsttagen einen würdigen Abschluss dieser Tour. (Andreas Brudnjak, DER STANDARD, 29.11.2014)