Der Schein trügt: Die Wahl von Nicolas Sarkozy zum Parteichef der französischen Konservativen (UMP) mit 64 Prozent ist alles andere als ein Triumph. Sein neuer Coup riecht fast so aufgewärmt wie das einstige Comeback von Silvio Berlusconi. Laut einer neuen Umfrage halten nur 25 Prozent der Franzosen Sarkozy für fähig, die Präsidentschaftswahlen 2017 zu gewinnen. 40 Prozent sehen in dieser Rolle eher Expremier Alain Juppé.

Sarkozy ist in der Tat nicht (mehr) der richtige Mann fürs Élysée: Abgesehen davon, dass er als Präsident 2007–2012 enorm polarisierte und die Nation spaltete, bewegte er nicht eben viel in dem so reformbedürftigen Frankreich. Warum sollte er es beim zweiten Mal besser machen?

Aber der Egozentriker wird nicht so schnell aufgeben. Er tritt den Vorsitz vor allem an, um die parteiinterne Kandidatenkür 2016 – die angesichts der Schwäche der Linken und ihres Präsidenten François Hollande vorentscheidend sein könnte – zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Außerhalb seiner Partei hat Sarkozy aber kaum noch Anhänger. Daher würde seine Präsidentschaftskandidatur wohl vor allem der Rechtsextremistin Marine Le Pen nützen. Sie hat sich am Sonntag bei ihrem Parteikongress implizit als "Original" gegenüber der "Kopie" Sarkozy präsentiert. Fast scheint es, als hätten die französischen Konservativen mit Sarkozy nicht nur einen neuen Parteichef erhalten, sondern auch eine schwere Hypothek. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 1.12.2014)