In Großbritannien hat die Regierung Cameron die Zuwanderung aus anderen EU-Staaten zu einer Schicksalsfrage erklärt, die Anlass für einen Austritt aus der Union werden könnte. In Frankreich übertreffen sich Marine Le Pen und Nicolas Sarkozy mit Härte gegenüber Einwanderern – und meinen damit auch Bürger aus Ländern wie Rumänien und Bulgarien.

Im Land mit der höchsten innereuropäischen Zuwanderungsquote ist hingegen alles ruhig. Knapp 51.000 EU-Bürger zogen 2015 laut OECD-Angaben nach Österreich, und nur 14.000 aus Drittstaaten. Zum Glück gibt es hierzulande kaum Diskussion über "Sozialtourismus" oder Rufe nach Abschottung gegenüber EU-Arbeitsmigration. Das liegt auch daran, dass diese Zuwanderer besonders leicht zu integrieren sind. Die größte Gruppe sind die - zumindest sprachlich eng verwandten – Deutschen, und viele Migranten aus Mittel- und Osteuropa sind jung, hochgebildet und bringen Qualifikationen mit, die in Österreich dringend gebraucht werden – ein klarer Gewinn.

Umso ärgerlicher ist es, dass zu wenige Zuwanderer einen Job finden, der ihrer Ausbildung entspricht. Das schafft nicht nur bei den Betroffenen ein Gefühl der Frustration und Ausgrenzung. Es bedeutet auch für Österreichs Wirtschaft einen Verlust an Produktivität und Wachstum.

Laut OECD verliert die EU immer mehr qualifizierte Einwanderer an die USA. Dazu trägt auch Österreich bei. (Eric Frey, DER STANDARD, 2.12.2014)