Sein taxonomischer Name ist Programm: Electrophorus electricus. Bevor der Zitteraal seine Beute mit einem Stromschlag lähmt, unterwirft er sie seiner Kontrolle - es gibt kein Entkommen.

Foto: Kenneth Catania
Foto: Kenneth Catania

Nashville/Wien – Mit über zwei Metern Körperlänge gehört der in Amazonas und Orinoco verbreitete Zitteraal ohnehin zu den größeren Fischen, die einem im Süßwasser begegnen können. Der imposante Jäger verfügt aber noch dazu über eine besondere Waffe.

Mit einem Elektroplax genannten Organ, wie es seine kleinere Verwandtschaft vorwiegend zur Orientierung im trüben Wasser nutzt, kann der Zitteraal (Electrophorus electricus) kurzfristig eine Spannung von bis zu 600 Volt erzeugen. Menschen wird er damit im Normalfall nicht gefährlich, für kleine Fische reicht es aber allemal.

Und diese Waffe ist noch um einiges raffinierter als gedacht, berichtet der US-amerikanische Biologe Kenneth Catania von der Vanderbilt University im Fachmagazin "Science". Offenbar kann der Zitteraal – der nur wegen seines langgestreckten Körpers so heißt, in Wirklichkeit aber ein Verwandter von Karpfen und Welsen ist – nicht nur "auf Knopfdruck" seinem Opfer den tödlichen Schlag versetzen. Er setzt den Elektroplax schon im Vorfeld in abgeschwächter Form ein, um Beutetiere in seine Reichweite zu bringen.

Catania wollte es genau wissen, wie sich die Elektrowaffe auf die Beute auswirkt, und konfrontierte Zitteraale im Aquarium mit einer Reihe unterschiedlich präparierter Fische. Es ergab sich folgendes Bild: In einer unübersichtlichen Umgebung produziert der Zitteraal von Zeit zu Zeit kurze elektrische Impulse. Ein davon getroffenes verstecktes Beutetier verliert die Kontrolle über seine motorischen Neuronen, verfällt in Muskelzuckungen und verrät damit seinen Aufenthaltsort. Unmittelbar darauf wird es durch eine stärkere Entladung gelähmt und von seinem Jäger eingesaugt.

Diese Angriffsmethode ist ebenso effektiv wie schnell: Der ganze Vorgang dauert nur etwa eine Fünftelsekunde. (jdo, DER STANDARD, 5.12.2014)