Wien - Bei einer Delogierung im Wiener Bezirk Ottakring ist es Freitagfrüh zu Protesten gekommen. Die Mieterin, die gegen sieben Uhr die Wohnung hätte verlassen müssen, machte den Behörden die Tür nicht auf und wurde scheinbar von Ex-Bewohnern der "Pizzeria Anarchia" unterstützt. Diese hinderten die Möbelpacker daran, ihre Arbeit zu verrichten, berichtete Polizeisprecher Thomas Keiblinger.

Die etwa 50-jährige Frau hatte bereits eine neue Wohnung in unmittelbarer Nähe auf der Hernalser Hauptstraße zugesprochen bekommen, wollte ihre bisherige Wohnung aber dennoch nicht am Freitag verlassen. Ihrer Ansicht nach sei die Delogierung um fünf Tage zu früh erfolgt.

25 Sympathisanten in Ottakring

Die Frau ließ daraufhin ihren Sachwalter, der über den Vorgang informiert war, den Gerichtsvollzieher sowie die Hausverwaltung nicht in die Wohnung. Auch mit der alarmierten Polizei kommunizierte sie anfangs nur durch die verschlossene Tür. Sie gab an, dass ein "Spekulant" sie aus der Wohnung haben wolle, berichtete Keiblinger.

Ein Mann, der sich mit der Frau in der Wohnung befand, dürfte mit den Ex-Bewohnern der "Pizzeria Anarchia" bekannt sein und soll rund 25 Sympathisanten nach Ottakring gerufen haben. Diese hatten im Juli die Pizzeria in der Leopoldstadt besetzt und blockierten nun mittels Sitzstreiks die Paletzgasse von zwei Seiten, sodass die Möbelpacker nicht tätig werden konnten.

Blockade freiwillig aufgehoben

Nach einer etwa einstündigen Verhandlung mit der Frau verließ diese die Wohnung, daraufhin wurde die Blockade freiwillig aufgehoben. Freitagvormittag wurde der Hausrat der Frau bereits in die neue Wohnung in der Hernalser Hauptstraße gebracht. Laut Keiblinger waren etwa 60 Beamte im Einsatz, verletzt wurde bei dem Vorfall niemand.

Bei der Räumung der "Pizzeria Anarchia" im Juli waren rund 1.400 Polizisten im Einsatz gestanden. Die Räumung hatte eine politische Diskussion über die Verhinderung von Wohnungsspekulation in Wien losgetreten. (APA, 5.12.2014)