Diese - eingefärbte - Aufnahme einer Pfauenfeder entstand am FELMI-ZFE Graz, wo man Elektronenmikroskope kooperativ nutzt.

Foto: FELMI-ZFE Graz / Margit Wallner

Wien - Von Beginn der modernen Wissenschaft an spielte das richtige Equipment eine zentrale Rolle. Die Entwicklung und Anschaffung von Mikroskopen, Teleskopen, Supercomputern und DNA-Sequenzierungsgeräten ist für die Forschung unerlässlich - aber immer kostspieliger.

In Österreich gibt es zwar eine respektable Anzahl von Forschungsinfrastrukturen, dabei handelt es sich aber eher um kleinere Einrichtungen. Größere Forschungsinfrastrukturen sind hierzulande im Europa-Vergleich nur unterdurchschnittlich vorhanden - zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung in Auftrag gegeben wurde.

Von 1024 bestehenden Forschungsinfrastrukturen in Österreich wurden nur 279 als Großanlagen eingestuft - der Rest sind etwa Fachzentren, Sammlungen und elektronische Datenbanken.

Der Endbericht dieser Studie von Austin Pock+Partners ist zwar schon 2010 erschienen, bei der Wirtschaftsagentur Wien geht man aber davon aus, dass sich dieser Umstand kaum gebessert hat. Mit einer neuen Förderung will man dieses Manko beheben.

Die Anschaffung von Forschungsinfrastruktur, die in diesem Rahmen gefördert wird, soll nicht nur einer Einrichtung nützen - man spricht von sogenannten "Shared Research Facilities". Was banal klingt, nämlich teures Gerät gemeinsam zu nutzen, geschieht in Österreich noch verhältnismäßig selten.

Der erste Call für "Shared Research Facilities" läuft seit einer Woche. Bis zum 5. Februar können sich Universitäten und Unternehmen mit Sitz in Wien darum bewerben. Insgesamt werden 2,5 Millionen Euro ausgeschüttet, pro Projekt werden zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Euro in Form eines nicht rückzahlbaren Barzuschusses gefördert.

Warum es in Österreich Nachholbedarf bei großen Infrastrukturen gibt, erklärt Manuela Schein von der Wirtschaftsagentur, die für die neue Förderung zuständig ist, damit, dass es in Österreich "noch kein geeignetes Förderinstrument gibt, das Forschungsinfrastruktur explizit unterstützt".

Ende des Einzelkämpfertums

Eines der Vorzeigebeispiele, an denen sich die neue Förderung orientiert, ist das seit 1959 bestehende Austrian Center for Electron Microscopy in Graz. Dabei arbeitet das Institut für Elektronenmikroskopie (FELMI) der Technischen Universität Graz und die Austrian Cooperative Research (ACR), bei der das Zentrum für Elektronenmikroskopie (ZFE) Mitglied ist, zusammen.

Ferdinand Hofer, Professor an der TU Graz, der die Kooperation leitet, sieht die Zukunft der Spitzenforschung verstärkt darin, derartige Kooperationen zu bilden. Auch die immer höheren Kosten für die Geräte würden dazu führen, dass "das Einzelkämpfertum abnehmen wird".

In der Zusammenarbeit von FELMI und ZFE konnte etwa ein Spitzenmikroskop um 4,5 Millionen Euro angeschafft werden. "An der Hochschule wäre es nicht möglich, das zu finanzieren", sagt Hofer. Gegen Bezahlung können Unternehmen und Unis nun das Mikroskop nützen - ein Angebot, das von Interessenten aus ganz Europa angenommen wird.

Die Vorteile von geteilter Forschungsinfrastruktur sieht der Juryvorsitzende von "Shared Research Facilities", Peter Uggowitzer, Professor am Departement Materialwissenschaft an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, auf zwei Ebenen: Einerseits würden die Anschaffungskosten reduziert, andererseits erfordere die immer komplexere Bedienung zunehmend spezialisiertes Personal.

Warum die gemeinschaftliche Nutzung von Geräten in Österreich weniger üblich ist, erklärt Uggowitzer mit den Uni-Strukturen. Im Gegensatz zu den USA oder der Schweiz neigen Professoren in Österreich, wie auch in Deutschland, immer wieder dazu, "ihr eigenes Reich mit Krallen und Zähnen zu verteidigen".

Wenn ein Professor hierzulande Geld einwirbt, ist er vor allem interessiert, dass dieses der eigenen Gruppe nutzt, und kaum daran, erworbene Infrastruktur auch anderen zugänglich zu machen - eine Haltung, die dem Gesamtsystem schadet. Das habe sich zwar deutlich in den letzten Jahren verändert, meint Uggowitzer, dennoch gebe es Nachholbedarf.

Die Möglichkeiten des Austauschs seien vielfältig - von Bezahlmodellen bis Ko-Autorenschaft bei Publikationen. Aus der gemeinsamen Nutzung lässt sich auch ein Businessmodell machen. An der ETH ist es üblich, dass Infrastruktur Externen gegen Bezahlung angeboten wird. Mit den Einnahmen wird wiederum neues Equipment angeschafft - wovon letztlich alle profitieren. (Tanja Traxler, DER STANDARD, 10.12.2014)