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Plastikmüll, Mikroplastik und deren Zersetzungsprodukte sind ein globales Umweltproblem.

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Los Angeles / Wien - Dass die Vermüllung der Ozeane, insbesondere durch Plastik, die marinen Ökosysteme gefährdet, ist bekannt. Im Meer treibende Kunststoffe werden im Lauf der Zeit in kleinste Teilchen zerrieben, die wiederum samt darauf abgelagerten Chemikalien von Meeresbewohnern aufgenommen werden und ganze Habitate beeinflussen. Die Folgen sind zum Teil schwerwiegend.

Sechsjährige Datensammlung

Eine genaue Abschätzung des Verschmutzungsausmaßes ist jedoch schwierig, die Konzentration ist regional sehr unterschiedlich. Ein internationales Forscherteam um Marcus Eriksen vom Five Gyre Institute in Los Angeles legt nun im Fachblatt "Plos One" nach 24 Expeditionen über einen Zeitraum von sechs Jahren (2007-2013) konkrete Hochrechnungen vor:

Demnach treiben mindestens 5,25 Billionen Plastikteilchen mit einem Gesamtgewicht von rund 269.000 Tonnen in den Weltmeeren. Die Proben stammen aus allen fünf subtropischen Meereswirbeln, australischen Küstengebieten, dem Golf von Bengalen und dem Mittelmeer. Große Plastikteile finden sich demnach vorwiegend in den Küstenregionen, in den Ozeanwirbeln werden sie dann zusehends zerkleinert, so die Wissenschafter. Die kleinsten Mikroteilchen - bis in den Nanobereich - werden anschließend in großen Mengen in entlegenere Regionen gespült.

Plastik in den Tiefseegräben

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Müllteppiche in den fünf subtropischen Meereswirbeln nicht die letzte Ruhestätte des umhertreibenden Plastikmülls sind", so Eriksen. Aber nicht nur im Meer, auch in den Binnengewässern wird Plastikmüll und insbesondere Mikroplastik zusehends zum Problem. Eine im März im Fachjournal "Environmental Pollution" veröffentlichte Studie zeigte beispielsweise, dass in der Donau stellenweise mehr Kunststoffpartikel als Fischlarven treiben - und schließlich im Schwarzen Meer landen.

Dass Mikroplastik wirklich den gesamten marinen Lebensbereich beeinträchtigt, zeigte eine im Frühjahr ebenfalls in "Plos One" erschienene Studie: Demnach hat das Mikroplastik auch die Tiefseegräben erreicht - schon lange vor dem Menschen. Bei der weiträumigen Studie zur Müllverteilung und -dichte auf dem Meeresboden rund um Europa fanden die Forscher an allen untersuchten Stellen Plastik - von den flachen Küstenregionen bis zu 4.500 Meter tiefen Tiefseegräben, und selbst am 2.000 Kilometer von der Küste entfernten Mittelatlantischen Rücken. (dare, DER STANDARD, 11.12.2014)