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Ein Ort verschwört sich gegen Google: Alle großen Hollywood-Studios wollen sich "Goliath" vorknüpfen

Foto: dapd/Reed Saxon

Nach dem großflächigen Einbruch in interne Sony Pictures-Computernetzwerke geraten täglich neue Details aus dem Inneren des Filmstudios an die Öffentlichkeit. Darunter auch tausende E-Mails von Führungskräften, die beispielsweise rassistische Scherze über den schwarzen US-Präsidenten Barack Obama machen. Die E-Mails zeigen aber auch, mit welcher Kraftanstrengung die großen Hollywood-Konzerne gegen Internetpiraterie mobil machen – und wie sie dabei vor allem Google ins Visier nehmen.

Codename "Goliath"

Denn der Suchmaschinist soll sich, so die Studios, das Aufrechterhalten eines freien Netzes derart auf die Fahnen geschrieben haben, dass darunter Bemühungen leiden, Urheberrechtsverletzungen einzudämmen. Deshalb haben die sechs größten Studios – Warner Bros., Universal, Disney, Fox, Paramount und eben Sony – eine Kampagne gegen Google gestartet. Der Name des Suchmaschinenriesen kommt in den E-Mails allerdings so gut wie kein einziges Mal vor – in Hinblick auf rechtliche Schwierigkeiten oder Leaks benutzten die Konzerne den Codenamen "Goliath", wodurch schon klar wird, wie sie den IT-Konzern sowohl moralisch bewerten als auch seine Stärke einschätzen.

Schmutzige Tricks

Wie soll Google nun besiegt werden? Vor allem mit schmutzigen Tricks, glaubt man den E-Mails. Wie TheVerge berichtet, wies beispielsweise die Branchenvereinigung Motion Pictures Association America (MPAA), die mit an Bord war, die Führungsspitzen der Filmstudios auf eine New York Times-Artikelserie über Lobbyismus und Korruption hin. Diese sollte als Best Practice-Anleitung dienen: Was die New York Times anprangerte, sollte von den Studios umgesetzt werden. So sollten ehemalige Justizbeamte, etwa Staatsanwälte, als Lobbyisten angeworben werden, zusätzlich Spendenkampagnen das Wohlwollen der Politiker sichern.

Kampffonds eingerichtet

Zusätzlich heuerten die Filmstudios durch einen gemeinsamen Fonds Anwaltsbüros an, um Staatsanwälte zu unterstützen, die gegen Google vorgingen. Parallel dazu wurden bis zu 70.000 Dollar für "Recherchen" gegen Google ausgegeben. Dadurch sollten Beweise gefunden werden, wie Google selbst an Urheberrechtsverletzungen verdient – etwa durch das Ausspielen von Werbung auf YouTube oder Websites, die illegal Filme zur Verfügung stellen.

Netzsperren als Ziel

Das große Ziel der Hollywood-Konzerne: Netzsperren, wie sie in Österreich seit vergangenen Sommer Realität sind. Die großen Internetprovider wären dabei relativ leicht auf ihre Seite zu bringen, urteilen die Filmstudios – gehört doch beispielsweise Comcast ohnehin zu Universal. Allerdings würde vor allem Google Netzsperren wohl mit aller Kraft bekämpfen. Die Öffentlichkeit müsste auch überzeugt werden, so die Manager. Denn eine bittere Lektion musste Hollywood bereits lernen, als 2011 das Antipiraterie-Projekt "SOPA" scheiterte. (fsc, derStandard.at, 13.12.2014)