Reinhold Mitterlehner hat in den vergangenen zwölf Monaten fast alles richtig gemacht - zumindest als Wissenschaftsminister. Mit 615 Millionen Euro dürfen sich die Universitäten über eine nicht unbedeutende Budgeterhöhung freuen. Den nun erreichten Abschluss der Leistungsvereinbarungen hat sicher erleichtert, dass Mitterlehner zwischendurch auch Vizekanzler wurde und auch den neuen Finanzminister bestellen durfte, der den Wünschen des Ressorts naturgemäß offener gegenübersteht als sein Vorgänger.

Selbst wenn allseits betont wird, dass damit lediglich das weitere Auskommen der Universitäten garantiert ist - im europäischen Vergleich ist das, was nun vorliegt, nicht schlecht. Auch zeigt sich: Wissenschaftsminister Mitterlehner legt sein Amt eher im Vergleich zu Staaten wie Dänemark, Schweden, Deutschland aus als zu Staaten wie Spanien oder Italien, wo es zu Budgetkürzungen gekommen ist.

Zwei Wortmeldungen Mitterlehners vom vergangenen Freitag verdienen es, genauer beleuchtet zu werden. Das eine betrifft die etwas kryptische Aussage, eine "Effizienzrate" einzufordern und universitäre Gehälter in Zukunft an den Bund anzupassen. Hier reagiert der Minister auf ein in der Öffentlichkeit wenig wahrgenommenes Problem: Seit ihrer Autonomie sind an einigen Universitäten die bürokratischen Apparate stark gewachsen - zu stark, wie nun das Ministerium offenbar meint.

Tatsächlich lassen sich an einigen Universitäten ineffiziente Abläufe sowie Doppel- und Dreifachstrukturen feststellen. Das Problem ist nicht nur, dass mit barocken Strukturen und verfehlter Rekrutierung Geld verschwendet wird, sondern auch, dass leitendes administratives Personal eingestellt wurde, dessen berufliches Ethos sich im besten Falle zu den Aufgaben einer wissenschaftlichen Einrichtung ignorant verhält, im schlechtesten Fall aber damit über Kreuz steht. Dass der Minister hier nun top-down einzugreifen versucht, ist leider nur so zu deuten, dass das Management (die Rektorate) und die unmittelbare Kontrolle (die Uniräte) hier bisher versagt haben, aus Mangel entweder an Einblick oder an Mut.

Geld und Egos

Die zweite Wortmeldung betrifft die Aussage, wonach auch "Budgetsteigerungen für den Wissenschaftsfonds FWF und die Akademie der Wissenschaften" erzielt worden seien. Tatsächlich, über den bemerkenswerten Abschluss der Akademie unter ihrem energetischen Präsidenten war vor einigen Tagen zu lesen. Solcherart wird es Anton Zeilinger leichtfallen, seine Vision einer zentralisierten Forschungsinstitution umzusetzen, wobei mit Interesse zu beobachten sein wird, wie die bisher weitgehend unabhängigen Forschungseinheiten und ihre mit nicht weniger Ego ausgestatteten Gruppenleiter (Josef Penninger, Giulio Superti-Furga) darauf reagieren werden.

Keine Steigerung

Der FWF allerdings, der immerhin die akademische Grundlagenforschung finanzieren soll, hat keinen solchen Vertragsabschluss vorzuweisen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ja, vor einigen Monaten wurde das bestehende FWF-Budget für die kommenden Jahre gesichert. Um eine Steigerung handelt es sich dabei aber nicht. Das FWF-Budget stagniert und bleibt im europäischen Vergleich lächerlich klein; einige Förderschienen mussten daher auch fürs erste ruhendgestellt werden. Es ist Mitterlehners Makel, dass jene Einrichtung, die für die Modernisierung und den internationalen Anschluss der österreichischen Wissenschaftsbetriebe über die vergangenen Jahrzehnte am meisten getan hat, nun mit dem im Vergleich schlechtesten Ergebnis dasteht.

Überschüsse an den FWF

Daher zum Abschluss eine persönliche Empfehlung an Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner: Wenn das nächste Mal die Verwaltungseffizienz der Universitäten gesteigert werden soll, dann könnte man jeglichen Budgetüberschuss einfach dem FWF geben. (Thomas König, DER STANDARD, 17.12.2014)