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Libby Lane wird die erste Bischöfin der britischen Anglikaner.

Foto: REUTERS/Phil Noble

Wie in der anglikanischen Staatskirche von England Bischöfe berufen werden, wusste Libby Lane schon seit längerem. Die Pfarrerin von Hale bei Manchester gehörte nämlich einem Ausschuss an, dessen Mitglieder über geeignete Kandidaten beratschlagen.

Seit Mittwoch weiß Lane nun auch, wie Bischöfinnen berufen werden. Mit der Zustimmung von Königin Elizabeth II., dem weltlichen Oberhaupt der Staatskirche, und per offizielle Mitteilung aus der Downing Street erhielt die 48-Jährige ihre Berufung als Assistenzbischöfin im nahen Stockport.

"Ein bemerkenswerter Tag für mich, ein historischer Tag für die Kirche", teilte die Geistliche mit. Tatsächlich wird Lane mit ihrer Weihe zur ersten Frau in einem Leitungsamt der Anglikaner im Jänner nicht nur in England, sondern in ganz Großbritannien - ein Signal auch für viele andere Regionen der Gemeinschaft der Anglikaner, der weltweit 80 Millionen Gläubige angehören.

Deren geistliches Oberhaupt Justin Welby hatte für den Schritt zur Gleichberechtigung gekämpft. Nun gehe die Kirche in eine "völlig neue Phase unserer Existenz", glaubt der Erzbischof von Canterbury. Die Entscheidung ist nicht unumstritten: 1992 stimmte zwar die große Mehrheit der Synode der Ordination von Frauen zu Priesterinnen zu. Die Anschlussfrage, ob sie auch Bischöfinnen werden dürften, blieb unbeantwortet. Das nutzten Traditionalisten, die nicht schon damals zu den Katholiken übergelaufen waren, zu einem zähen Rückzugsgefecht.

Warten auf Gleichbehandlung

Bis Juli 2014 mussten die 1781 Priesterinnen auf die Gleichbehandlung mit ihren 6017 männlichen Kollegen warten. Nachdem auch das Unterhaus seine Zustimmung erteilt hatte, stand Lanes Berufung nichts mehr entgegen.

Die neue Suffraganbischöfin gehörte schon früher zu den Pionieren der Gleichberechtigung. Mit ihrem Mann George zählte sie zu den ersten Paaren, deren Priesterweihe gemeinsam erfolgte. Während er die Flughafenseelsorge von Manchester betreut, arbeitete sie bisher als Gemeindepfarrerin in Hale sowie Frauenbeauftragte der Diözese. Die beiden Kinder sind aus dem Haus; in ihrer Freizeit löst Libby Lane gern knifflige Kreuzworträtsel und spielt Saxofon.

Sie sei "aufgeregt und ein bisschen verzagt", berichtete Lane am Mittwoch über die "unerwartete Freude". Womöglich noch 2015 dürfte dann die erste Bischöfin ins Oberhaus einziehen, wo der Staatskirche von alters her 26 Sitze zustehen. (Sebastian Borger, DER STANDARD, 18.12.2014)