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Sissy Mayerhoffer.

Foto: APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER

Wien - Von wegen stille Zeit: Sissy Mayerhoffer hat im Dezember eine brummende Hauptsaison, wie sie sich österreichische Wintersportorte nur erträumen könnten. Mayerhoffer leitet seit 2010 das Humanitarian Broadcasting und ist damit hauptamtliche Spendensammlerin des ORF, jedenfalls im sozialen Sektor. Und vielleicht auch nur weil "Licht ins Dunkel" gerade großes Thema ist, fragen sich manche im ORF auch in der stillen Zeit ein bisschen lauter, wie es da denn weitergehen wird.

Es gibt aber auch den einen oder anderen arithmetischen Anlass für solche Fragen: Mayerhoffer, und das zu sagen ist in Zeiten von APA-Datenbanken, Google und ORF-Presseaussendungen heute hoffentlich keine Unhöflichkeit mehr, feiert im kommenden Jahr einen runden Geburtstag, für höfliche Gratulanten: am 12. Mai. Sie liegt dann recht klar in einer ORF-Zielgruppe, der das Personalmanagement schon seit einigen Jahren einen frühzeitigen Abschied Richtung Pension unter durchaus freundlichen Konditionen anbietet.

Rücksicht 2010

Mayerhoffers Vertrag als Leiterin des Humanitarian Broadcasting stammt aus 2010, bald ist das im Wirtschaftsleben durchaus vertragsübliche fünf Jahre. 2010 war Mayerhoffer kaufmännische Direktorin des ORF.

Sie war die einzig erkennbar Bürgerliche in jenem Direktorenteam, mit dem Wrabetz 2006 dank einer so genannten Regenbogenkoalition im ORF-Stiftungsrat die Generalskandidatin der ÖVP, Monika Lindner, aus dem Amt bugsierte. Nur bald danach hatte die Republik wieder eine Koalition aus SPÖ und ÖVP, und Koalitionspartner ÖVP hatte sich Mayerhoffer nicht ausgesucht. Mayerhoffer machte Platz in der ORF-Direktion für Richard Grasl, bis dahin Chefredakteur des ORF-Landesstudios Niederösterreich.

Mit diesem zuvorkommenden wie rücksichtsvollen Rückzug prädestinierte sich Mayerhoffer noch mehr für das Humanitarian Broadcasting des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ihr Vertrag, so heißt es im ORF, wurde bis zu diesem runden Geburtstag 2015 geschlossen.

Rückzug? "Ganz im Gegenteil"

Nun aber wirkt Mayerhoffer nicht gar so, als hätte sie genug von dieser Aufgabe, als sie DER STANDARD nach einem angeblichen Abschied im kommenden Jahr anspricht, für den auch schon ein Nachfolger bereit stehen soll. Nichts dran an einem Rückzug 2015, sagt Mayerhoffer, und fügt an: "Ganz im Gegenteil."

Dazu passt dazu immerhin die Reaktion jenes Mannes ganz gut, der neuerdings ebenfalls im Auftrag des ORF Spenden sammelt, und den manche im ORF schon als potenziellen Nachfolger Mayerhoffers ausgemacht haben wollen: Pius Strobl, früher Kurator und dann Stiftungsrat der Grünen, Ex-Kommunikationschef und Quasi-Generalsekretär von Alexander Wrabetz ab 2006, danach Agenturchef und Berater des ORF etwa beim Tausch von Satellitenkarten, Organisator der Umwelt-Spendenaktion "Mutter Erde" und nun auch Eventmanager für den Song Contest 2015.

Strobl: "Nein." Und: "Mit mir hat niemand gesprochen."

Strobl als Leiter des Humanitarian Broadcasting im ORF, zu dem sich "Mutter Erde" doch wunderbar fügen würde? "Nein", versichert Strobl auf Anfrage: "Ich weiß davon nichts und mir mir hat auch niemand gesprochen." Sein Vertrag für den Song Contest laufe bis Ende Juli 2015. Und dann bereite er sich zielstrebig auf seine Pension vor. Strobl wird übrigens Ende Juni 2016 60, für Gratulanten: am 28. Juni.

Nun könnte man einwenden: Strobl hat am 1. August 2014 sehr überzeugt und sehr überzeugend versichert, er werde sich ganz, ganz gewiss nicht das Eventmanagement für den Song Contest antun. Aber: Damals räumte er ein, dass er vom einschlägigen Besetzungswunsch des ORF-Generals für das große Wettsingen in Wien weiß. Und: Die Betonung lag damals auf dem Gewaltakt eines solchen Großevents.

Mutter Erde

"Licht ins Dunkel" und Co indes scheint Strobl eher nicht als so große Herausforderung zu sehen, lässt sich aus seiner Reaktion auf diesen Job herauslesen. Wobei: Den eifrigen, vor allem bürgerlichen "Mutter Erde"-Kritikern etwa im Publikumsrat fiele dazu wohl rasch ein, dass die große Spendenaktion 2014 mit rund einer halben Million Euro etwa soviel umgesetzt hat wie ein Aktionstag von "Licht ins Dunkel" einspielt - bei weit günstigerem Verhältnis von eingesetzten Mitteln und Spenden. So gesehen, würden da schon noch kleine Herausforderungen warten.

2015 kommt gewiss Licht ins Dunkel, auch in dieser Personalfrage im ORF. (fid, derStandard.at, 18.12.2015)