Als Tante Marica das Vitriol zügig zu schlucken beginnt, spürt sie erst nichts. So erzählt es mir Großvater. Aber ich frage mich bis heute, wie er das wissen kann.

An diesem sonnigen Tag vor über vierzig Jahren ist niemand auf dem Lovrinac, dem Friedhof von Split, wo Tante Marica ihren Selbstmord mit Vitriol begeht. Alle Splićani, die es können, plantschen und sonnen sich unten auf den Bačvice, dem großen Strand von Split. Sogar für ein Begräbnis scheint dieser Tag zu sonnig, zu heiß und zu lebendig. So kommt es, dass Tante Marica bei ihrem Selbstmord nicht einmal vom Friedhofswächter gestört wird, der wahrscheinlich auch auf den Bačvice seine Füße ins Meer streckt. Oder, noch wahrscheinlicher, an einem der Strandkioske kaltes Bier trinkt.

Ein Seufzen, ein Rascheln nur ...

Tante Marica sucht für sich einen schweren Tod aus. Das höre ich heimlich mit, als die Erwachsenen unter der großen Pinie sitzen, Kaffee trinken und glauben, ich sei in kindlichem Spiel versunken. Man rätselt, warum Tante Marica ausgerechnet Vitriol nimmt, wo doch jeder weiß, wie langsam und schrecklich man daran stirbt. Wie immer hat mein Großvater eine einfache und rationale Erklärung. In ihrer Jugend, die auch die Jugend der meisten hier anwesenden Erwachsenen ist, gibt es eine Welle schnulziger Filmtragödien, deren verlassene, betrogene, zu kurz gekommene, irre gewordene oder sonst wie moribunde Frauenfiguren einen kleinen Schluck dunkler Flüssigkeit aus einem Parfumfläschchen trinken – und tot umfallen.

Die einzigen Geräusche, so Großvater am Ende seiner Rede, seien ein Seufzer und das Rascheln der Kleider der Selbstmörderin, die tot zu sein scheint, noch bevor ihr Körper den Boden berührt, was das letzte der leisen Geräusche hervorruft, die beim leichtfüßigen Film-Vitriol-Tod zu hören sind. Tante Željka, unsere Über-den-Zaun Nachbarin, die eine fröhliche Pragmatikerin ist, vervollständigt Opas Theorie mit dem Element der Verfügbarkeit. Jeder hier in Sutivan hat Vitriol zu Hause, weil jeder Weinreben, Obstbäume und Gemüse hat, das es von Ungeziefer freizuhalten gilt. Mit Vitriol. Und die meisten, so wie Željkas Mann, haben es in hochkonzentrierter Form als blauen Kristall. Man muss nur genug von diesen Kristallen in Wasser auflösen und es dann trinken. Alle Erwachsenen nicken die Opa-Željka-Theorie zustimmend ab, Oma sagt: "Ach ja … !"

Tante Željka sagt: "Arme Marica … !"

Tante Nelka sagt: "Warum nur …?"

Tante Nelka und Tante Marica sind genauso wenig wie Tante Željka meine Tanten. Mit fünfeinhalb nennt man alle erwachsenen Nachbarinnen so. Analog dazu ist jeder ein Onkel, der ein erwachsener Ehemann dieser Tanten ist, wie Onkel Čedo, der Mann von Tante Željka. Meine echten Tanten leben in Belgrad, hassen einander, und beide hassen meinen Vater.

Der Befehl

Mein Großvater dreht seinen Kopf zu mir, weil er als einziger der Erwachsenen seit der ersten Sekunde weiß, das ich alles höre, was unter der Pinie besprochen wird. Opa sagt: "Hände weg von der Kartonschachtel! Hast du mich verstanden, Garifule?!"

Ich nicke, sage laut: "Ja!"

Nun erst fällt mir die Kartonschachtel ein, die unter der Treppe zur Terrasse zwischen den Flaschen und Kanistern mit Terpentin, Benzin und Farben steht. Darin, eingewickelt in zwei Lagen Zeitungspapier, ist ein faustgroßer Brocken aus blauen Kristallen. Das also ist Vitriol. Erst diesen Sommer, wenige Wochen vor Maricas Selbstmord auf dem Lovrinac, zeigt mir Großvater den Brocken Kristall, einen wie den, den Tante Marica erst zerstampft, dann in eine Flasche mit Wasser stopft, sie kräftig schüttelt und in ihre Tasche packt, bevor sie morgens um halb sieben zur großen Mole im Hafen von Sutivan aufbricht, wo um sieben das Schiff nach Split ablegt. Als Einziger in der Familie hält mich mein Opa für reif genug, mit fünf zu verstehen, dass diese schönen, blauen Kristalle giftig sind und ich sie nur ansehen darf. Allerdings nennt er die Kristalle nicht Vitriol, sondern "Galica", wie in Dalmatien üblich .

"Gefallen sie dir, Garifule?" – und Opa hält den Brocken ins Sonnenlicht – "Schau, wie schön diese Farbe ist! Du darfst das immer nur anschauen, nie anfassen! Und wenn du es anschauen willst, musst du den Opa holen! Hast du mich verstanden, Garifule?!"

Diesen letzten Satz höre ich immer, wenn mein Großvater mir etwas erklärt. Oder vielmehr, wenn der Kapellmeister, der unwissenden Rekruten seiner Militärmusikkapelle die Halbtöne erklärt, in meinem Opa durchbricht. Und Gariful nennt er mich, weil er mich liebt. So nennt man in Dalmatien die Nelke.

Ich nicke, sage laut: "Ja!"

Tod mit Aussicht

Der Ort, den Tante Marica für ihren Tod aussucht, ist schön zu nennen, weil die Aussicht schön ist. Zumindest für die Lebenden. Man sieht das Meer, die Inseln Brač und Šolta, die Stadt Split und die Küstenlinie nach Süden. Aus der Gründungszeit des Lovrinac zwischen den Weltkriegen stammen einige Gruften im Jugendstil, die Aufbahrungskapelle ist von einem Tempel im Diokletianpalast inspiriert, und überall sind Reihen kerzengerader Zypressen, den Totenwächtern des Mediterraneum. Vielleicht sieht Tante Marica das alles, aber es ist ihr wahrscheinlich gleichgültig. Das Epizentrum ihres Todes ist jedenfalls nicht besonders abgelegen, sondern ganz in der Nähe der Aufbahrungskapelle, am Rand des Platzes, der sie umgibt. Dort, unter einer der älteren Zypressen, trinkt Tante Marica aus der Flasche. Nicht aus einem Parfumfläschchen. Und die Flüssigkeit ist nicht dunkel, sondern leuchtet in der Sonne in einem schönen Blauton. Weil das kein Schwarz-Weiß-Film aus den 30ern ist, sondern die letzten Stunden im echten Leben der Tante Marica. An einem Sommertag, der von Sonne und Farben übersatt ist.

Man findet sie am nächsten Morgen. Es heißt, sie habe wohl den ganzen Nachmittag des Vortags und die halbe Nacht für das Sterben gebraucht. Um ihren Körper herum sind die abgeworfenen braunen Nadelblätter der Zypresse mit Körperflüssigkeiten besudelt. An vielen Stellen ist die Erde wie von kleinen Baggerschaufeln aufgewühlt, da, wo Tante Marica mit ihren Fingern in die Erde bohrt und die Arme im Krampf zum Körper zieht. Davon sind ihre Fingernägel fast alle abgebrochen. Auch das wird an diesem Nachmittag unter der Pinie besprochen. Doch wie zuvor bleibt mir für immer unbekannt, wie die Erwachsenen diese Details wissen können. Einiges davon steht in der "Slobodna Dalmacija", sagen sie. Zum Beispiel, dass Tante Marica in der Hauptpost in Split einige Briefe abgibt, bevor sie zum Lovrinac geht. Oder mit dem Autobus fährt. Was im "Jutarnji List" geschrieben steht. Vorher wird sie auch auf dem Schiff nach Split gesehen, wie Bekannte aus Sutivan berichten und hinzufügen, Marica sei durch nichts aufgefallen. Wie sonst auch. Weil Tante Marica nie zu den Kaffeekränzchen unter unserer Pinie kommt. Oder zu Tante Nelka im letzten Haus im Tal von Majakovac oder zu Tante Željka unter der großen Terrasse, die von Weinreben beschattet wird, auf deren Blättern immer einige kleine Vitriolkristalle blau glitzern.

"Per Elisa" und Kuchen

Tante Marica sieht und hört man nur auf dem Weg zum oder vom Markt, wenn sie im Vorbeigehen leise zurückgrüßt. Nur wer in der unmittelbaren Nachbarschaft ist, sieht Marica etwas öfter. Wenn sie die Wäsche zum Trocknen zwischen zwei Pinien aufhängt oder wenn sie stumm die Auffahrt zur Garage kehrt, in der sie den Sommer verbringt. Im Haus wohnen im Sommer Onkel Rafael, der Sohn von Tante Marica, seine Frau Marija und deren Tochter Majda, die im Sommer des Selbstmords ihrer Großmutter neunzehn wird. Das Haus ist groß genug, um auch einen Salon zu haben, in dem ein Stutzflügel steht. Spät am Nachmittag, wenn jedermann die Siesta beendet, oder vormittags, wenn fast alle Nachbarn am Strand sind, übt Majda an diesem Flügel. Manchmal gehe ich mit meiner Schwester den steilen Weg hinauf zu Onkel Rafaels Haus, und Majda gibt uns Kuchen, spielt anschließend ein Stück. Am liebsten höre ich, wenn sie "Für Elise" spielt. Einmal schiebe ich meine Oberarme zwischen die Streben der Lehne des Sessels, auf den mich Majda setzt, und bleibe mit den Ellbogen eingeklemmt. Doch ich warte, bis Majda zu Ende spielt. Danach erst melde ich mein Missgeschick, und Majda befreit mich, lacht dabei. Meine Schwester lacht, ich lache.

In den folgenden Sommern ist unter unserer großen Pinie immer am Todestag von Tante Marica beim Kaffee die Rede von ihr und rätseln alle über ihre Gründe für so einen stumm schreienden Abgang an einem öffentlichen Ort. Bald höre ich nicht mehr hin, weil das Rätsel ungelöst bleibt und weil man wiederholt, was man schon im Sommer davor gesagt hat. Und am Ende sagt mein Großvater wieder das Vitriol-Mantra: "Hände weg von der Kartonschachtel! Hast du mich verstanden, Garifule!?" Ich nicke und sage laut: "Ja!" Bald kommen Sommer, die Tante Maricas Selbstmord unbesprochen lassen, weil andere Nachbarn sterben oder nur krank werden oder irgendeine andere Unbill erleiden. Ich hingegen denke an Tante Marica jedes Mal, wenn ich etwas aus dem Stauraum unter der Treppe zur Terrasse holen soll. Die Schachtel mit dem Vitriolkristall ist immer da, nur die Schrift wird jeden Sommer etwas blasser und der Karton ein wenig schlissiger. Er ist nur deswegen noch hier, weil Opa aufhört, das Ungeziefer auf den Weinreben mit "Galica" zu töten. Stattdessen lässt er der Natur etwas Freiheit und erntet, was die Wespen und Bienen übriglassen. Manchmal hebe ich den Deckel, ziehe an einer Ecke des Zeitungspapiers, bis ich das blaue Glitzern sehen kann. Immer ist dieser Kristall so schön wie an dem Tag, als mein Großvater ihn mir zum ersten Mal zeigt. Und wenn ich unserem kleinen Sohn erkläre, dass er aus der blauen Flasche mit dem Bleichchlor nicht trinken darf, sage ich immer am Ende: "Hast du mich verstanden?!" Bloß Gariful nenne ich ihn nicht. Irgendwie ist das etwas Besonderes zwischen meinem Opa und mir. Da soll es bleiben.

Fruchtgenuss ist keine Nachspeise

Die Geschichte, die hinter Tante Maricas Selbstmord stehen könnte, wird mir erst vor wenigen Jahren von meiner Mutter erzählt. Sie ist in diesem Vitriol-Sommer noch jung, aber mit 25 alt genug, um an den Kaffeenachmittagen unter der Pinie teilzunehmen. Abends, wenn wir Kinder schon schlafen, versammeln sich die Erwachsenen auf der Veranda vor der Küche, im kleinen Kreis, nur eine oder zwei Nachbarinnen sind zu Gast. Und da wird, unter der allgemeinen Heuchelei der vorgehaltenen Hand und unter dem Nebel des Bračer Rotweins oder des Prošek, der ein dalmatinischer Wein aus gefrorenen oder getrockneten Trauben ist, etwas lockerer über die Puzzlestücke geredet, die Tante Marica dazu bringen, auf dem Lovrinac ihre Eingeweide auszukotzen. Meine Mutter ist dabei, als vor vierzig Jahren über die Garage geredet wird, in der Tante Marica im Sommer leben muss.

Genauer gesagt ist es ein kleiner Zubau zur Garage, weil in der Garage der Alfa Romeo von Onkel Rafael steht. Das Haus am Hang des Hügels des Hl. Vinzenz von Ferrara, das Grundstück rundherum und die Garage gehören Tante Marica. Den Kauf der Parzelle, den Bau des Hauses und der Garage bezahlt sie aus eigener Tasche, genauso wie das Architekturstudium ihres Sohnes in Graz. Es ist zu hundert Prozent das Klischee von der armen Näherin, die durch harte Arbeit und Entbehrung aus ihrem Sohn "etwas Besseres" werden lässt. Doch Onkel Rafael ist kein dankbarer Sohn. Als der Dauerstreit zwischen seiner Mutter und seiner Frau eskaliert, baut Onkel Rafael eine Art Hütte, die an der Garage lehnt. Tante Marica muss fortan im Sommer hier schlafen und essen, später bekommt sie ein eigenes Klo, sodass sie kaum noch in ihr Haus geht. All das kann Onkel Rafael seiner Mutter antun, weil er sie einige Sommer zuvor überredet, ihm das Haus mit einer Schenkung zu überschreiben. Den versprochenen Fruchtgenuss auf Lebenszeit "vergisst" sein Anwalt einzureichen. Tante Marica jedoch glaubt sich mit einem Fruchtgenuss im Grundbuch abgesichert, niemand stellt Fragen. Bis zu dem Tag, an dem nach einem lauten Streit mit ihrer Schwiegertochter einige der Nachbarn gehört haben wollen, wie Onkel Rafael seiner Mutter erklärt, sie habe keine Rechte in ihrem Haus.

Der Wachhund

Seit diesem Streit verbringt Tante Marica jeden Sommer in der Garage und zieht in das große, leere Haus erst, wenn ihr Sohn, die Schwiegertochter und die Enkelin am Ende des Sommers nach Zagreb zurückkehren. Eine der Nachbarinnen will sogar wissen, dass alle Räume abgesperrt sind bis auf ein kleines Zimmer, die Küche und das Bad. So wird Tante Marica zu einem Wachhund, der im Winter das Haus bewacht und im Sommer den Alfa Romeo von Onkel Rafael. Man ist an diesen Erwachsenenabenden auf unserer Veranda einig, das nicht einmal ein Hund solche Undankbarkeit und solche Behandlung verzeihen kann. Wie denn eine aufopfernde Mutter? Man ist sich ebenfalls einig, dass die Quelle aller Unbill wohl die Schwiegertochter, Tante Marija, sein muss, weil nur eine böse Ehefrau Sohn und Mutter so entzweien kann. Und wahrscheinlich nicken dann die Erwachsenen, jeder sagt noch eine geseufzte Heuchelei des Bedauerns für die arme Tante Marica.

Dann, an einem anderen Abend auf der Veranda vor der Küche und unter dem nun völlig abgenützen Siegel der Verschwiegenheit, offenbart die alte Grozde (die als einzige der Nachbarinnen von uns Kindern nicht Tante genannt wird, sondern eben nur "die alte Grozde") die Sache mit den Fotos. Das Haus der Grozde grenzt mit einer Ecke an die Terrasse von Onkel Rafael. Diese Terrasse ist von allen Seiten vor Blicken geschützt. Doch wenn Grozde die Weinreben stutzt und deswegen auf der Leiter steht, kann sie einen großen Teil dieser Terrasse sehen. Meistens sieht sie nur einen leeren Liegestuhl oder ein ausgebreitetes Handtuch, manchmal sieht sie Majda, die auf diesem Handtuch ein Sonnenbad nimmt. An diesem besonderen Tag, als die alte Grozde, nicht aus Neugier, Gott sei davor, sondern aus Notwendigkeit die Leiter im Weingarten an der Grundstücksgrenze besteigt, ist da wieder das Handtuch und wieder die junge Majda. Nackt. Damals gerade sechzehn. Und da ist Onkel Rafael. Er hat nur eine Badehose an. In der Hand hält er einen großen japanischen Fotoapparat. Meine Oma, so ist es ihre Art, wird wohl die Hand vor den Mund halten, meine schamhafte Mutter zu Boden blicken und mein Opa den Kopf schütteln. Dann schweigt die alte Grozde, alle Erwachsenen schweigen. Dann schweigt auch meine Mutter, weil ihre Geschichte zu Ende ist.

Brief an die Ewigkeit

Majdas Geschichte endet vorläufig in Graz. Einmal besuche ich Majda, als ich viele Jahre später durch Graz nach Split fahre. Da lebt Majda in einer kleinen Wohnung. Ein Flügel hat keinen Platz. Sie ist bemüht freundlich, sagt etwas von einem Termin. Und sie sagt, sie spiele seit vielen Jahren nicht mehr Piano. Nach dem Kaffee, hastig geschluckt, sitze ich wieder in meinem Auto. Ich sehe Majda nie wieder. Das Haus in Sutivan wird wenige Jahre nach Tante Maricas Selbstmord verkauft. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel kauft ein Ungar das Grundstück auf dem Hang des Hl. Vinzenz. Angeblich bezahlt er in Cash aus dem Koffer, was Ende der 90er in Kroatien keine Seltenheit ist. Der Ungar lässt Haus, Garage und Tante Maricas Sommerhütte abreißen und ein Appartementhaus bauen. An seiner Fassade hängen 24 Klimaanlagen.

Die Schachtel mit Opas Vitriol ruht bis lange nach dem Kriegsende unter der Treppe zur Terrasse. Dann, als unser Haus am Anfang der 2000er ausgebaut wird und ein neuer Boiler unter die Treppe montiert wird, verschwindet sie. Inzwischen sind auch alle Erwachsenen verschwunden, die an jenen Nachmittagen unter der großen Pinie und an den Abenden auf der Veranda vor der Küche Wein oder Prošek trinken, Hand vorhalten und dahinter reden, dann entsetzt schweigen. Nur meine Mutter und Tante Željka leben noch. Außer ihnen und mir erinnert sich auch niemand in Sutivan mehr an Tante Marica. An wen sie damals auf dem Hauptpostamt in Split, vor ihrem Gang zum Lovrinac, die Briefe schickt und was Tante Marica darin schreibt, bleibt für immer unbekannt. Vielleicht ist einer dieser Briefe an Majda gerichtet. Und vielleicht bin ich für sie, als ich sie vor so vielen Jahren unangemeldet in Graz besuche, nicht mehr der kleine Junge, der die Ellbogen in der Sessellehne einklemmt, sondern nur ein Gespenst aus Sutivan. (Bogumil Balkansky, daStandard.at, 19.12.2014)