Wissenschaft unterscheidet sich von bloßem Meinen und Behaupten unter anderem dadurch, dass ihre Thesen und Argumente überprüfbar und nachvollziehbar sein müssen. Diese Standards sollten Wissenschafter auch respektieren, wenn sie an der eigenen Community öffentlich Kritik üben, wie dies Thomas König hinsichtlich der Uni-Budgets ("Keine schlechte Steigerung" im Standard vom 17. 12.) getan hat. Als Erwiderung der polemischen Rektorschelte einige Fakten zum Thema Effizienz der Universitäten, seit diese 2004 in die Autonomie entlassen wurden:

Die Zahl der Studierenden hat sich in zehn Jahren durchschnittlich um 42 Prozent erhöht, in absoluten Zahlen ein Plus von 80.277 Köpfen - eine Größenordnung, die eigentlich die Neuerrichtung zweier Universitäten in der Dimension der Uni Graz und der Uni Innsbruck verlangt hätte. Dennoch hat sich die durchschnittliche Studiendauer seit 2004 um drei Semester verkürzt. Die Zahl der Absolventen pro Studienjahr hat sich im selben Zeitraum um 69 Prozent erhöht. Die Anzahl des wissenschaftlich-künstlerischen Stammpersonals, das die Hauptlast der Studierendenbetreuung zu schultern hat, ist hingegen fast gleich geblieben. Das Angebot an Studienrichtungen wuchs von 650 auf 1062 im Wintersemester 2012. Gleichzeitig ist das Globalbudget, das jährlich pro Studierenden zur Verfügung steht, durchschnittlich um 3,9 Prozent gesunken, im Spitzenfeld beträgt diese Reduktion sogar ein Minus von 14 Prozent. Diese Zahlen stammen aus einem Bericht des Rechnungshofs.

Ein Wort zu den "barocken Strukturen", die Thomas König anprangert: Einhergehend mit der übermächtigen österreichischen Verwaltungstradition, ist ja auch deren Schelte ein beliebter österreichischer Volkssport, bei dem man gerne weit vom Boden der Tatsachen abhebt. Kritik auf dieser Fallhöhe ist dann leider selten konstruktiv. Daher auch dazu die Fakten: Mit der Autonomie haben die Universitäten eine große Zahl zusätzlicher Verwaltungsaufgaben übernommen, die zuvor das Ministerium innehatte. Und nicht wenige neue sind hinzugekommen, weil sich die Universitäten zunehmend als serviceorientiert verstehen, dies reicht von Kinderbetreuung über Ombudsstellen bis zu Career-Center. Und dennoch: Trotz dieser steigenden Ansprüche ist der Anteil des Verwaltungspersonals im Verhältnis zum Gesamtpersonal über die Jahre hinweg auf gleichbleibend stabilem Niveau geblieben.

Auch Andrea Schenker-Wicki, Prorektorin der Universität Zürich, kommt daher in ihrer kürzlich in der Österreichischen Forschungsgemeinschaft präsentierten Analyse der letzten zehn Jahre zu dem Schluss, dass die Autonomie zu einer besseren Performance der Universitäten geführt hat und sich eindeutig Effizienzgewinne nachweisen lassen, deren Gründe in Veränderungen der Systemebene liegen. Österreichische Universitäten sind - unter Berücksichtigung der Lehre - effizienter als Schweizer Unis.

Wenn Minister Mitterlehner im Zusammenhang mit dem Budget für die kommenden (und nicht abgeschlossenen - auch hier irrt Thomas König) Leistungsvereinbarungen das Augenmerk auf die Effizienz richtet, so wird damit endlich eine Erfolgsgeschichte der österreichischen Universitäten in das mediale Licht gerückt. (Elisabeth Fiorioli, DER STANDARD, 20.12.2014)