Schon klar, dass eine Innenministerin nie genügend Mittel im Kampf gegen Terrorismus und Extremismus in Händen hält - diesbezügliche Unzufriedenheit gehört beinahe zu ihrer Job-Description. Es soll auch das Problem mehrheitlich jugendlicher Narrischer, die in den "Heiligen Krieg" ziehen wollen, nicht kleingeredet werden. Aber auffällig ist schon, dass kaum eine Woche vergeht, in der sich Johanna Mikl-Leitner nicht als Jeanne d'Arc wider den Jihadismus stilisiert.

Schließlich war es das Innenministerium, das jahrelang beschwichtigte und beruhigte: Nein, es gebe kein gravierendes Problem mit religiösem Fanatismus in Österreich, maximal ein paar dubiose Prediger, die man aber unter genauer Beobachtung habe. Kein Grund zur Aufregung.

Dass sich die Innenministerin nun offenbar doch aufregt, ist ein indirektes Eingeständnis, dass man das Problem offenbar jahrelang unterschätzt hat. Man sollte meinen, dass das Grund genug wäre, ein wenig leisezutreten und für die Zukunft (gesellschafts-)politische Schlüsse zu ziehen. Stattdessen positioniert sich Mikl-Leitner mit Getöse als Verteidigerin des christlichen Abendlandes. Das ist angesichts drohender Wahlkämpfe zwar politisch verständlich. Ob es der guten Sache dient, ist fraglich. Jugendliche, die aus Perspektivlosigkeit einer mittelalterlich-archaischen Terrorsekte verfallen, eignen sich nicht als kurzfristiges Wahlkampfthema. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 22.12.2014)