Klimawandel, IS, Ukraine, Ebola et cetera: Schon die Nase voll von Krisen und Katastrophen? Dann hören Sie auf zu lesen, denn der Krisenkolumnist macht ihnen auch für 2015 nicht die geringsten Hoffnungen. Hier die Vorschau auf ein Jahr, das wir "Debakel" nennen werden.

Es fängt schon schlecht an. Der HBP hat sich im Weihnachtsurlaub einen Morbus Tourette aufgerissen und beschimpft die Österreicher in der Neujahrsrede als Tescheks, Lümmel und Vollkoffer. Das Volk steckt die Kränkung vorerst weg, rächt sich aber bei den Wiener Gemeinderatswahlen mit einem einstelligen Resultat für die Wiener SPÖ. Erste Amtshandlung des neuen Bürgermeisters Strache: Das Rathaus wird in "Führerhauptquartier" umbenannt und Maximilian Krauss zum Stadtschulratspräsidenten sowie zum Gauleiter für Favoriten bestellt.

Der politischen folgt eine Bankenkrise. Bayern gewinnt den Hypo-Prozess und führt Exekution gegen Österreich; die Regierung muss Kärnten und Linz Urfahr an Bayern abtreten. Im März wird klar, dass Raiffeisen, Erste und Bank Austria zehn Fantastillionen in der Ukraine versenkt haben. Zur Rettung der Geldhäuser verordnet der Finanzminister eine obligatorische Taschenpfändung bei jedem österreichischen Einkommensbezieher. Kritik daran schmettert Hans Jörg Schelling ab: "Systemrelevanz muss uns etwas wert sein."

Die Aufarbeitung der schwarzblauen Jahre schleppt sich dahin. Immerhin leitet die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen K.-H. Grasser ein: Er wird wegen Mundraub zu einer halben Stunde gemeinnütziger Arbeit in der Wiener Schuldnerberatung verurteilt. Wegen Mittellosigkeit des Angeklagten ("Habe keinen einzigen Cent mehr im Inland") übernimmt die Republik die Gerichtskosten.

Betrübliches auch an der Geschlechterfront. Rabiate maskulistische Racheakte häufen sich, selbst die klügsten Errungenschaften der Frauenbewegung sind nicht mehr tabu ("Steck dir dein Binnen-I in den Hintern"). Zu schlechter Letzt versagt auch noch der Papst als moralische Instanz und lässt bei seiner "urbi et orbi"-Ansprache überraschend mit einer Ermunterung zum außerehelichen GV aufhorchen (" Ein bisserl Herumschuastern schadt' nix").

In diesem Sinn wünscht Ihnen der Krisenkolumnist alles Gute und viel Glück für 2015. Sie werden es brauchen können. (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 27./28.12.2014)