Die Statistik beflügelt Forderungen nach einer Entlastung.
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Wien - Was immer die Steuerreform bringen wird, so sie überhaupt kommt: Die massiv gestiegene Belastung der Arbeitnehmer ist evident und wird von der nun auch in allen Details vorliegenden Lohnsteuerstatistik 2013 untermauert. Bei einer Tarifsenkung in der Größenordnung von 3,8 (ÖVP-Modell) bis sechs Mrd. Euro (SPÖ) würde nur ungefähr der Betrag zurückgegeben, um den das Lohnsteueraufkommen seit 2009 angestiegen ist: knapp fünf Mrd. Euro.

Rechnet man dann noch die diskutierten Gegenfinanzierungen in Form der Streichung von Ausnahmen hinzu, würde nur noch das SPÖ-Konzept, die seit der letzten Steuerreform vom Staat kassierten Mehreinnahmen, kompensieren. Selbst wenn das auf höhere Beschäftigung zurückzuführende Plus bei den Steuereinnahmen herausgerechnet wird, bleibt ein Missverhältnis: Während die Bruttoeinkommen seit 2009 nominell um knapp 14 Prozent zugelegt haben, stiegen die Einnahmen aus der Lohnsteuer um 23,5 Prozent.

Die Differenz von - in absoluten Zahlen - zwei Milliarden Euro streift die Republik dank kalter Progression ein. Unter dem Strich bleibt wegen Inflation und Hineinrutschens in höhere Steuertarife nichts oder gar ein Minus.

Was die Daten der Statistik Austria ebenfalls zeigen, auch wenn das Phänomen nicht ganz neu ist: Lohnsteuerzahlen wird zunehmend ein Privileg der Besserverdiener. So steuert das oberste Einkommenszehntel 50 Prozent des Lohnsteueraufkommens bei. Allerdings entfallen auch 30 Prozent der Arbeitnehmereinkünfte auf dieses Dezil.

Weitet man den Kreis auf die Top-30-Prozent der Verdiener aus, kommt man sogar auf einen Beitrag zum Steuertopf von 81 Prozent. Die Statistik kann fast beliebig verfeinert werden: So bringt das am meisten verdienende Hundertstel fast 15 Prozent der Steuerleistung auf. Genau so viel für die Allgemeinheit "erwirtschaften" knapp zwei Drittel der untersten Einkommensbezieher. Das liegt nicht zuletzt daran, dass 27,7 Prozent gar keine Lohnsteuer abführen, da sie unter der Besteuerungsgrenze liegen.

Topverdiener legen ab

Die Einkünfte der Topverdiener haben es freilich auch in sich: In die Liga von 200.000 Jahresbrutto und darüber fallen 11.549 Österreicher, die in Summe 3818,5 Millionen Euro verdienen. Davon berappen sie 1344,7 Millionen Euro an Lohnsteuer - also knapp ein Drittel des Brutto.

Ein Blick in die Mittelklasse zeigt ein etwas anderes Bild. In der Einkommenskategorie von 20.000 bis 25.000 Jahresbrutto tummeln sich mehr als 640.000 Arbeitnehmer und Pensionisten, die 14.446 Millionen verdienen und 1176 Millionen Euro an Lohnsteuer abführen. Ihr für den Staat reservierter Anteil am Brutto liegt somit bei 8,1 Prozent. Ein Gustostück der Statistik findet sich in den Daten der Pensionsbezieher: Während der Durchschnitt aller Rentner bei 15.895 Euro netto im Jahr liegt, gibt es 666 Pensionisten, die auf einen Bezug von mehr als 200.000 Euro kommen. Gut 31.000 Pensionisten verdienen brutto immerhin 70.000 Euro und mehr.

Auffällig ist, dass die Einkommenkonzentration der Rentner fast so hoch ist wie jene der Aktiven: Die zehn Prozent mit den höchsten Einkünften erhalten 27 Prozent aller Pensionen.

Nicht gewaltig aber signifikant fallen die Einkommensunterschiede innerhalb Österreichs aus, wobei Tiroler mit 18.632 Euro Netto-Durchschnittseinkommen am unteren Ende der Skala liegen und Niederösterreicher mit 22.196 Euro an der Spitze. Relativiert wird von der Statistik die Position der Beamten als bestentlohnte Berufsgruppe. Zwar liegen die Bezüge mit gut 57.000 Euro brutto im Jahr tatsächlich an der Spitze und vor den Angestellten (53.339 Euro), allerdings nur wegen der geringen Unterschiede von Männern und Frauen. Männliche Beamte verdienen im Schnitt weniger als ein Angestellter. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 31.12.2014)