In ihrem ersten Programm "Neujahrskonzert" spielt die Familie Lässig "alles, was Gott verboten hat zu covern".


Foto: Mirjam Unger

Wien - Bis zum Ende eines jeden Jahres sammelt sich so allerlei an. Manches davon kann für die Zukunft entweder richtungsweisend oder zum Klotz am Bein werden, manches wird aber auch bloß zum Schnee von gestern.

Für diese Kleinigkeiten der Chronik wurde der Jahresrückblick erfunden. Nicht nur in Zeiten ungewisser Zukunft und obligatorischen Fortschrittsglaubens birgt ein solcher Rückblick etwas sehr Beruhigendes in sich, indem er einem vor Augen führt: Das hast du überstanden! Und: Du bist immer noch da!

Im Jahresrückblick der Tonspurakrobaten Maschek gesellen sich zu alten (Wann vergeht Werner Faymann das Grinsen?) auch neue Fragen: Was wurde eigentlich aus Michael Spindelegger? Wer fürchtet sich vor Conchita Wurst? Und als Variation von "Aus Alt mach Neu": Wie wird 2015? Peter Hörmanseder und Robert Stachel reden darüber und versuchen so, in den u. a. aus "Willkommen Österreich" bekannten Clips über die Originaltonspuren hinweg erhellende Antworten zu geben.

Denn schließlich ist die Ungewissheit das, was einem am meisten Angst macht, auch wenn es in Hermann Hesses Gedicht "Stufen" - kalenderspruchtauglich zitiert - heißt: "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, / Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben." In einer Umfrage, kaum älter als das neue Jahr, erwarten sich 50 Prozent der Österreicher von 2015 allerdings wenig oder nichts Gutes. Neun Prozent sind sich ob dessen Bürden noch nicht sicher.

Mit einem Versuch, gegen diese traurigen Gesichter und düsteren Gedanken anzugehen, tritt die Familie Lässig an. Boris Fiala, Gunkl, Kyrre Kvam, Cathi Priemer, Manuel Rubey und Gerald Votava versammeln sich mit Eva Maria Marold, Clara Luzia, Irene Paal, Enzo und Nadja Maleh sowie dem Duo RaDeschnig zu ihrer Version eines "Neujahrskonzerts". Dabei covern, rocken, rollen und toben sie musikalisch von André Heller zu Rio Reiser, von Georg Danzer zu Mondscheiner, von AC/DC zu Element of Crime.

"Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, / Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen", setzt Hesse seine "Stufen" fort und (be)schließt: "Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!" In diesem Sinn: Auf ein gutes Neues! (Michael Wurmitzer, DER STANDARD, 2.1.2015)