Wien - 2015 will ORF-Chef Alexander Wrabetz die Führungsstruktur in der ORF-Information klären, in einem vereinten Newsroom für Fernsehen, Radio und Onlinemedien. Im März sollen die Stiftungsräte mehr darüber hören. Die ORF-Redakteure haben schon vor deren Sitzung im Dezember eine "Checkliste" zusammengestellt und Wrabetz übermittelt, wie Vielfalt und Unabhängigkeit zu sichern wären - Fragen von "grundsätzlicher demokratiepolitischer und für den ORF existenzieller Bedeutung", wie es in dem Papier aus der offiziellen Newsroom-Arbeitsgruppe heißt. derStandard.at liefert den vollen Wortlaut.

"Öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht gefährden"

"Anstehende Organisationsfragen rund um den Newsroom dürfen den öffentlich-rechtlichen Auftrag der ORF-Information nicht gefährden", heißt es etwa in dem Papier, das als Entwurf ausgewiesen ist. Wie der künftige "Newsroom funktioniert, ob seine Produkte glaubwürdig, vielfältig, kreativ und interessant sind oder nicht, ob sie 'public value' bedeuten, ist von grundsätzlicher demokratiepolitischer und für den ORF existentieller Bedeutung. Ein sinkender Qualitätsstandard würde Publikumsakzeptanz und Gebührenlegitimation in Frage stellen."

"Gefahr politischen Missbrauchs"

Die Redakteure fragen nach der "Gefahr politischen Missbrauchs" und warnen etwa: "Es darf auch nicht ein einzige Person entscheiden, ob ORF-weit ein Thema behandelt wird oder nicht." Und: "Es wäre demokratiepolitisch gefährlich, würde eine Person zentral die politische Berichterstattung aller ORF-Medien lenken. Die Entscheidung über Themen und Gewichtung darf nicht bei einer oder ganz wenigen Personen konzentriert sein."*

In den Erläuterungen verweisen die Redakteure auch auf das Beispiel des Schweizer Rundfunks (SRG), wo die aktuelle Information - genannt werden Innen- und Außenpolitik, Wirtschaft und Chronik - nicht über alle Medien zusammengelegt worden sei: "Ausdrücklich, um die Meinungsvielfalt zu erhalten. Auch die Chefredaktionen von TV und Radio sind in der Schweiz getrennt."

Beim Bayerischen Rundfunk indes gibt es schon einen zentralen Infodirektor für Fernsehen, Radio und Onlinemedien, bevor diese Medien auch räumlich zusammengelegt sind. Vom BR, von Besuchen des und beim BR hört man - vielleicht auch subjektiv - im ORF weit mehr im Zusammenhang mit dessen Newsroomplanung als von der SRG.

"Was passiert mit heiklem Material?"

Die Redakteure betonen auch: "Fachredaktionen dürfen nicht reine Bestellungsempfänger von Sendermanagern sein, einem Ressort darf eine Geschichte nicht aufgezwungen werden."

Die Checkliste hinterfragt aber auch, ob multimediale Redaktionen nicht den Zugang zu Informationen verschlechtern, ob Zeit für Recherche bleibt und: "Was passiert mit heiklem Material?"

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Foto: APA/RIEPL KAUFMANN BAMMER ARCH.

Die "Checkliste" der ORF-Redakteure im O-Ton

Hier der komplette Wortlaut des internen Entwurfs für eine "Checkliste zur journalistischen Qualität" für den multimedialen Newsroom - zunächst eine Einleitung über die Ziele und Rahmenbedingungen, dann die eigentliche "Checkliste", dann die Erläuterungen zu den einzelnen Punkten der Checklist:

"Präambel

Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit und Authentizität sind als wesentliche Qualitätsmerkmale der ORF-Informationsprogramme selbstverständlich auch in einem gemeinsamen Newsroom sicherzustellen. Anstehende Organisationsfragen rund um den Newsroom dürfen den öffentlich-rechtlichen Auftrag der ORF-Information nicht gefährden. Die Frage, wie ein Newsroom funktioniert, ob seine Produkte glaubwürdig, vielfältig, kreativ und interessant sind oder nicht, ob sie "public value" bedeuten, ist von grundsätzlicher demokratiepolitischer und für den ORF existenzieller Bedeutung. Ein sinkender Qualitätsstandard würde Publikumsakzeptanz und Gebührenlegitimation in Frage stellen.

Ziel

Ziel ist die vollständige Erhaltung der journalistischen Qualität der ORF-Informationsprogramme im multimedialen Newsroom. Eine bessere Zusammenarbeit der Medien ist erwünscht und sinnvoll, unerwünschte Nebenwirkungen sind zu verhindern, etwa durch entsprechende Arbeitsorganisation. Bestehende Regulative des ORF - wie Programmrichtlinien, Redakteursstatut und Verhaltenskodex - sind weiter uneingeschränkt zu befolgen, was nicht zuletzt auch die Sicherstellung der garantierten Eigenverantwortung und Unabhängigkeit für alle journalistischen Mitarbeiter/-innen im Newsroom zwingend verlangt. Vor Newsroom-Entscheidungen ist mittels Checkliste deren Wirkung auf die journalistische Qualität zu prüfen.

Kriterien für journalistische Qualität im ORF

  • Unabhängigkeit und Objektivität
  • Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit
  • Kompetenz und Authentizität
  • (auch unternehmensinterne ) Pluralität
  • medienspezifische Gestaltung

Mangels vorliegender Struktur des Newsrooms sind die Checkliste und die dazugehörenden Erläuterungen je nach Kenntnis des Planungsstandes zu ergänzen. Es ist notwendig, frühzeitig auf mögliche Gefahren aufmerksam zu machen, aber realitätsfern, sämtliche denkbaren Organisationsformen eines künftigen ORF durchzuspielen, solange keine konkreten Pläne vorliegen.

CHECKLISTE

Unabhängigkeit

  • Wer trifft inhaltliche Entscheidungen
  • Wie werden Entscheidungen für mehrere Medien koordiniert
  • Wie wird die Eigenständigkeit der Redaktionen abgesichert
  • Können redaktionsfremde Personen inhaltliche Entscheidungen beeinflussen
  • Gibt es eindeutige disziplinäre und inhaltliche Vorgesetzte?

Glaubwürdigkeit

  • Sind Sendungen und Personen für das Publikum authentisch vermittelbar
  • Wie wird im System vorhandenes Text-, Audio-, Videomaterial
    behandelt?
  • Wer trägt die Verantwortung für weiterverarbeitetes Material
  • Wer trägt die Verantwortung für gemeinsame Recherche
  • Wird der Zugang zu Informanten verändert?

Kompetenz

  • Wie ist die Wirkung auf die Arbeitsweise bei Recherchen?
  • Wie ist die Wirkung auf das Zeitbudget für Recherchen?
  • Wie ist die Wirkung auf technische und administrative Tätigkeiten?
  • Beherrschen die Betroffenen neue Aufgaben?

Pluralität

  • Wie ist die Wirkung neuer Arbeitsweisen auf den Inhalt, wenn z. B. ein/e Redakteur/in mehrere Medien betreut?
  • Wie ist die Wirkung einer neuen Organisationsform auf den Inhalt, wenn z. B. Redaktionen/Ressorts/ Sendungen zusammengelegt werden?
  • Ändert sich das Außenverhältnis zu Interviewpartnern/Quellen?
  • Wird ein Medium, eine Sendung prioritär behandelt?
  • Welche Rücksichten sind auf jeweils andere Sendungen/Medien zu nehmen?
  • Wird hausinterne Konkurrenz beeinflusst?
  • Wo werden bei Engpässen Personalressourcen eingesetzt?

Medienspezifische Gestaltung

  • Wirkt es sich auf das Produkt aus, wenn ein/e Redakteur/i-in mehrere Medien betreut?
  • Wirkt es sich auf das Produkt aus, wenn Redaktionen/Ressorts/Sendungen personell zusammengefasst werden?
  • Haben Redakteure/-innen Sender-/Medien-Identität?
  • Ändern sich medienspezifische Arbeitsweisen?
  • Werden zeitliche Engpässe entschärft oder verstärkt?
  • Werden zeitlich besonders enge Arbeitsabläufe erleichtert oder behindert?

ERLÄUTERUNGEN

Unabhängigkeit

  • Wer trifft inhaltliche Entscheidungen? Fachredaktionen dürfen nicht reine Bestellungsempfänger von Sendermanager/-innen etc. sein, einem Ressort darf eine Geschichte nicht aufgezwungen werden (einem/einer Redakteur/-in ohnehin nicht gemäß Redakteursstatut). Umgekehrt sollen Sendungen nicht jede angebotene Geschichte in jeder Form auf Sendung bringen müssen. Wichtig sind gemeinsame Diskussions- und Entscheidungsprozesse wie z. B. derzeit in den Redaktionssitzungen.
  • Wer bestimmt die Themen? Inhaltliche Programmentscheidungen müssen dort fallen, wo die redaktionelle Kompetenz liegt: in kleinen Einheiten wie Ressorts (fachspezifisch) und Sendungsteams (medienspezifisch). Nur in überschaubaren Bereichen sind Gedankenaustausch, Diskussion und gemeinsame Themenfindung möglich. Sender/Sendungsmanager/-innen, die Geschichten anordnen, untergraben die redaktionelle Eigenverantwortung und Unabhängigkeit.
  • Werden medienspezifische Abläufe durch Sitzungsstrukturen behindert? Die Radiositzungen beginnen vor den Fernsehen-Sitzungen, entsprechend früher fallen Geschichtenentscheidungen. Die Radioleute werden weiter ab 8.30 ihre Sitzungen beginnen müssen, sonst ist das zu spät für die Mittagssendungen. Und natürlich sind ORF-On- sowie Radionachrichten-Themen weiterhin in dem Moment zu entscheiden, in dem sie auftauchen. Da es bei ORF On keine klassische Ressorteinteilung gibt, finden Entscheidungen in einem laufenden Prozess der Diskussion über Themen und Themenfindung statt.
  • Besteht die Gefahr politischen Missbrauchs? Es wäre demokratiepolitisch gefährlich, würde eine Person zentral die politische Berichterstattung aller ORF-Medien lenken. Die Entscheidung über Themen und Gewichtung darf nicht bei einer oder ganz wenigen Personen konzentriert sein.
  • Wer ist der direkte Vorgesetze, und sind die Grenzen klar? Es muss klar sein, wer inhaltlich und disziplinär Vorgesetzte/r ist. Im Radio sind z. B. große Gerichtsprozesse Chronik, im Fernsehen Wirtschaft. Es können Unklarheiten über Themenzuteilung und Zugehörigkeit der Redakteure/-innen entstehen. Problematisch sind ungeklärte Zuständigkeiten bei Überlassungen von/an Tochterfirmen.

Glaubwürdigkeit

  • Wie viel Synergie verträgt das Programm? Bei Korrespondenten ist fürs Publikum nachvollziehbar, wenn ein Thema manchmal in mehreren Medien eher gleichlautend vorkommt. Im Inland würde es die Glaubwürdigkeit beschädigen, wenn Öl-Journale, ZiBs und Online alle die gleichen Themen, womöglich wortgleich, brächten. Es darf nicht der Eindruck entstehen, "beim ORF erfährt man nur, was man eh schon kennt". Auch wenn z. B. ein einziger OT (Originalton, Anm.) einer PK (Pressekonferenz, Anm.) ins System gestellt wird, den alle Medien/Sendungen verarbeiten, wird das überall sehr ähnlich aussehen. Und wer wählt diesen einen OT aus? Wenn dagegen eine ganze PK im System steht, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass unterschiedliche Aspekte vorkommen. Auch sind die Zielgruppen für das jeweilige ORF-Produkt teils unterschiedlich. Die verschiedenen vielfältigen ORF-Informationsmedien und -Sendungen haben auch unterschiedliche Aufgaben, die von der Abdeckung aktueller Ereignisse und überblicksartigen Tageszusammenfassungen zu Hintergründen und Analysen reichen.
  • Was passiert mit heiklem Material? OTs, Interviews, schriftliche Informationen erhalten Redakteurer-innen manchmal nur, weil der Informant nicht befürchten muss, dass etwas aus dem Zusammenhang gerissen wird. Wer garantiert das, wenn Material von jemandem verarbeitet wird, der/die zwangsläufig nicht alle Details/Umstände kennt? Das würde das Vertrauen der Interviewpartner kosten, und wir bekommen kein Material mehr. Möglicher Ausweg: Ampelsystem.
  • Wird der Zugang zu Informationen verschlechtert Das Radio kommt oft leichter an OTs als das Fernsehen, gerade im Wirtschaftsbereich. Manager gehen ungern vor die Kamera, eher vor ein Radiomikro oder geben ein Telefoninterview. Viele Menschen haben Angst vor Fernsehinterviews. Das Radio würde schwerer an OTs kommen, wenn jedes Mal eine Kamera dabei wäre. Auch eine "Journal-zu-Gast"-Aufnahme vor laufender Kamera würde wohl andere OTs ergeben. Nochmals anders gelagert ist der Fall bei ORF On. Hier sind Bewegtbild und OTs oft zweitrangig, andere Quellen (etwa ausländische Websites, Infografiken etc.) relevanter und für den Leser direkter nachvollziehbar. D. h.: Eine Radio- bzw. Fernsehgeschichte über das gleiche Thema braucht andere Quellen als Online, um die Geschichte erzählen zu können. Eine Eins-zu-eins-Kopie ist dabei so gut wie unmöglich.
  • Wer trägt die Verantwortung beim Newsgathering? Wer verantwortet eine Geschichte aus Material von anderen? Wer prüft die Quellen? Wer ist verantwortlich, wenn eine .Basisrecherche" nicht (mehr) stimmt? Gestalter/-innen müssen selbst recherchieren. Es kann Gründe geben, einen OT nicht zu verwenden - was, wenn das missachtet wird? Das kann bewirken, dass man kein Interview mehr bekommt.

Kompetenz

  • Bleibt Zeit für Recherche? Die "eierlegende Wollmilchsau" muss jetzt schon in Landesstudios aus Personalnot immer wieder praktiziert werden, häufig mit merkbaren Qualitätseinbußen. Beispiel: Ein/e Redakteur/-in, der/die z. B. zu Gericht fährt, dort den Früheinstieg fürs Radio macht, dann fürs Internet schreibt, dann fürs Fernsehen dreht, dann fürs Mittagsprogramm von Radio und Fernsehen schneidet, wird das tatsächliche Geschehen kaum verfolgen können. Selbst innerhalb eines Mediums stößt das Aushelfen zwischen Ressorts an Grenzen, wenn es um Fachkompetenz geht. Den Universalredakteur, der umfassend alle ORF-Medien abdeckt, kann es daher nur in Einzelfällen geben.
  • Auswirkung auf technische und administrative Anforderungen? Je mehr technische Aufgaben Redakteure/-innen übernehmen, je mehr Sitzungen zu koordinieren und zu absolvieren sind, desto weniger Zeit bleibt für die journalistische Arbeit.
  • Weniger Recherchezeit durch längere Wege? Die lange Fahrt zum Küniglberg mindert die Flexibilität des Radios und geht zulasten der Recherche. Daher muss das Stadtstudio gut ausgestattet sein. Dasselbe gilt für Wege in der Redaktion: Werden Rücksprache und Informationsaustausch umständlicher? Zerstören Wanderarbeitsplätze die Fachressorts, die jetzt aus gutem Grund beieinander sitzen?
  • Wirkung auf die Arbeitsbedingungen? Ruhige Arbeitsbereiche sind nötig, um Gedanken und Texte zu formulieren, sonst leidet die Qualität. Die zweckmäßige Verwahrung persönlicher Arbeitsunterlagen muss gewährleistet sein. Es muss auch möglich sein, sensible Telefonate zu führen. Das ist jetzt schon schwer, z.B. derzeit im Radio-Newscenter. Auch müssen erprobte medienspezifische Produktionseinheiten weiterhin zusammenbleiben.

Pluralität

  • Soll ein/e einzige/r Redakteur/i-in mehrere Medien betreuen? In Einzelfällen durchaus, z. B. bei einem Ereignis im Ausland. Bei der Inlandsberichterstattung ist das nur ausnahmsweise vertretbar. Ein/e Einzelne/r kann nicht Pluralität schaffen, unterschiedliche Zugangsweisen sind erwünscht. Das ergibt sich von selbst, wenn ein Thema von verschiedenen Redakteuren/-innen bearbeitet wird. Dies muss auch in der Struktur vorgesehen sein. Die SRG (Schweiz) z. B. hat die aktuelle Information (Innenpolitik, Chronik, Außenpolitik, Wirtschaft) nicht zusammengelegt, ausdrücklich, um die Meinungsvielfalt zu erhalten. Auch die Chefredaktionen von TV und Radio sind in der Schweiz getrennt. Auch hier sind wieder die unterschiedlichen Zielgruppen für die unterschiedlichen Teile der ORF-Information mitzudenken.
  • Wird das Außenverhältnis beeinflusst? Was ist, wenn Minister nur noch "dem ORF" ein Interview geben: Kommt das im Journal oder in der ZIB zuerst? Wer bestimmt das Thema, wer stellt die Interviewfragen? Zu welchem Zeitpunkt wird das Material für eine Onlineauswertung zugänglich?
  • Wird hausinterne Konkurrenz beeinflusst?
    Wo werden Geschichten zuerst platziert? Wenn eine Sendung eine Exklusivgeschichte hat, ist gegenseitiges Teasern sinnvoll, aber eine Sendung darf nicht gezwungen werden, ihr Material abzugeben oder zurückzuhalten. Sonst sinkt die Motivation für aufwendige Recherchen.
  • Wird ein Medium, eine Sendung prioritär behandelt? Wer legt fest, wann was wofür bereitstehen muss? Wo werden wichtige Interviews und Korrespondentenberichte zuerst gebracht Wenn sich das Radio Frühthemen ausdenkt, in der Großsitzung bekanntgibt und die ZIB das vorher haben will? Das ist derzeit höchstens zufällig und sehr selten der Fall und lässt den Sendungen ihren eigenen Charakter. Auch hier hat ORF On, da es keinen klassischen Redaktionsschluss gibt, eine Sonderstellung. Wer darf interne Sperrfristen ausgeben?
  • Wohin kommen Personalressourcen? Kurzfristig bei Engpässen und langfristig bei Nachbesetzungen. Bei Sondersituationen machen es dünne Personaldecken jetzt schon schwierig, den Betrieb adäquat hochzufahren. Größere Themen und solche, die in allen Medien vorkommen, müssen mehrfach besetzt werden, sonst leiden einzelne Sendungen.

Medienspezifische Produkte

  • Was passiert, wenn Ressorts zusammengelegt würden? Teams unterschiedlicher Medien zu einem Thema können sinnvoll sein, aber unterschiedliche Sendungsphilosophien müssen bleiben. Im Öl-Journal haben Themen Platz, die nicht in der ZIB kommen. Bei ORF On ist die Palette durch die unterschiedlichen Textformate auch über den Tag verteilt noch größer. Gemeinsame Sitzungen dürfen nicht dazu führen, dass Themen und inhaltliche Zugänge überall gleich sind. Es darf auch nicht ein einzige Person entscheiden, ob ORF-weit ein Thema behandelt wird oder nicht.
  • Werden bewährte Arbeitsweisen behindert? Im Fernsehen wird z. B. in der Wirtschaft viel Zeit und Energie aufgewendet, um Themen publikumsnah darzustellen, "vox populi" einzuholen, Grafiken anzufertigen etc. Das kann in Gefahr kommen, wenn eine Radio- oder Onlinegeschichte mitgedacht werden muss, die ganz anders aufgebaut ist. "Beim Radio ist 80 Prozent Inhalt und 20 Prozent Organisation. Beim Fernsehen geht 20 Prozent von Zeit und Energie für Inhalt auf und 80 Prozent für Organisation." Radioreporter können fast alles allein machen, TV-Reporter brauchen Archiv, Team und Schnittplatz. Die einzelnen Arbeitsschritte bei ORF On sind wiederum anders.
  • Bleibt eine Senderidentität der einzelnen Redakteure/-innen? Beispiel: "Als Öl-Journale-Redakteurin genieße ich oft das Vertrauen von Informanten, weil Journale Themen tiefgehend behandeln können. Interviewpartner schätzen das, wovon ich immer wieder profitiere. Aber zu wem gehöre ich als Newsroom-Redakteurin?"
  • Erzeugt Zeitdruck den Einheitsbrei? Ein und derselbe Text ergibt fast nie einen guten TV-, Radio- und Onlinebeitrag. Sind mehrere Medien zu bedienen, bleibt keine Zeit, sich andere Formulierungen, einen anderen Aufbau oder Schwerpunkt zu überlegen.
  • Werden unterschiedliche Abläufe berücksichtigt? Die Medien haben andere Sitzungszeiten, Kernarbeitszeiten und Produktionsspitzen. Radio hat die Primetime morgens, Online von früh bis spät und Fernsehen abends. Wenn alle auf kleinem Raum aufeinandertreffen, herrscht belastende Dauerhektik." (fid, derStandard.at, 5.1.2014)