Terroristen haben in Paris zwischen dem 7. und dem 9. Jänner Journalisten, Polizisten und jüdische Franzosen ermordet. Sie haben drei Säulen unserer demokratischen Gesellschaft, die Pressefreiheit und Gewissensfreiheit, die Rechtsstaatlichkeit und das Gemeinsamleben, angegriffen. Dieser niederträchtige Angriff wurde gegen Frankreich verübt, aber alle Länder, welche die gleichen Werte wie die unseren teilen, fühlen sich getroffen. Die Ergriffenheit und Sympathien, die weltweit zum Ausdruck gebracht wurden, belegen dies eindrucksvoll.

Die Franzosen sind von dieser internationalen Solidarität, vor allem jener der europäischen Freunde und Partner, sehr bewegt und überaus dankbar. Aber die Terroristen werden uns nicht terrorisieren. Bereits am Mittwochabend und am Sonntag sind hunderttausende Franzosen, denen sich zahlreiche Verantwortungsträger und ausländische Bürger angeschlossen haben, auf die Straßen gegangen, um zu zeigen, dass die beste Antwort darin liegt, was unsere Republik begründet, nämlich Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu demonstrieren. Unsere demokratischen, laizistischen und offenen Gesellschaften sind und bleiben stärker, als die Terroristen es glauben mögen. Diese wollen Krieg, Spaltung und Konfrontation. Wir werden einem solchen Weg nicht folgen, ganz im Gegenteil.

Nach dem Schock und der Verarbeitung der Emotionen werden wir handeln müssen, damit solch mörderischen Aggressionen nicht noch einmal passieren. Unser Handeln wird sich auf mehrere Fronten, im Bereich Sicherheit, auf sozialer und auf internationaler Ebene, erstrecken. Heutzutage sind jene, die sich von der terroristischen Gewalt verführen lassen, eine infinitesimale Minderheit, nicht aus dem Ausland, sondern sie sind in unserem Land geboren und aufgewachsen. Die Selbstverachtung verwandeln sie in den Hass auf andere, und sie benützen eine pathologische Wahrnehmung der Religion, um einen auswegslosen Kampf zu führen. Angesichts dessen müssen wir an der sozialen Eingliederung arbeiten und müssen auch Toleranz, Vielfalt und Respekt vor dem anderen besser vermitteln. Darin liegt die Verantwortung unserer Staaten, aber auch aller Bürger, aller politischen und religiösen Verantwortlichen.

Wir müssen auch die europäische und internationale Zusammenarbeit verstärken, insbesondere, um Hin- und Rückreise in den Jihad zu überwachen und um den Cyberspace, der vielfach zur Radikalisierung benützt wird, besser zu kontrollieren. Terrorismus ist nichts Neues, er hat Frankreich bereits mehrmals in den letzten 35 Jahren getroffen. Bei jeder Welle der Aggression erneuert er sich entsprechend dem Profil der Täter, des Ziels und des Verfahrens. Jedes Mal hat die Nation ihre Einheit und Resilienz gezeigt. So auch dieses Mal. (Pascal Teixeira da Silva, DER STANDARD, 12.1.2015)