Beim Begriff Winterauto denken die meisten sofort an einen fetten SUV mit Allrad und Sitzheizung. Wir haben drei Winterautos gefunden, die nur einen Bruchteil kosten und dennoch mehr Spaß machen.

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Der Fiat Panda war nie ein begehrter Wagen. Nicht einmal der Panda 4x4, der in Graz gebaut wurde. Inzwischen wissen wir es besser: Der alte 4x4 ist das Winterauto schlechthin.

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Richtig kräftig ist der 220 PS starke Ford Cosworth 4x4.

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Auch nicht schön, aber eine lustige und kantige Heckschleuder aus dem hohen Norden ist der Volvo 740.

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Wien - Mit den weißen Weihnachten wurde es im größten Teil Österreichs ja nichts. Kurz darauf lag aber überall Schnee auf den Straßen. Es ist also höchste Zeit, dass wir uns nach einem gescheiten Winterauto umschauen.

Die meisten Menschen denken dabei wohl an einen ordentlich dicken SUV mit Allradantrieb. Wir nicht. Denn gegen einen neuen fetten SUV als Winterauto sprechen dann doch ein paar Details. Zum einen vernichtet man mit einem Einschlag - etwa nach einem schönen gewollten Drift, oder, viel schlimmer, nach einem unschönen, ungewollten Drift in einen Baum - jede Menge Geld. Zum anderen tut einem ein Neuwagen leid, wenn man ihn dem Streusalz aussetzt.

Die guten Alten

Ein echtes Winterauto zeichnet aus, dass es günstig ist, wegen ein paar Rostflecken nicht gleich seinen Wert halbiert und vor allem, dass es jede Menge Spaß macht.

Fündig werden wir da in Opas Garage, also bei Fahrzeugen aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Ohne elektronische Fahrhilfen, ohne ABS und ohne Airbags ist der Fahrer mehr gefordert. Umso lustiger ist das Fahren auf einer schönen Schneefahrbahn.

Pflege ist wichtig

Weicht der Schnee dann dem salzigen Matsch, ist das bei unseren Autos auch nicht so tragisch. Sie haben schon viele salzige Winter überstanden - da kommt es auf einen mehr oder weniger auch nicht an.

Wichtig ist aber natürlich auch - oder gerade eben - bei alten Autos die Pflege. Dazu gehört die Wäsche - samt Unterboden - nach dem Ausflug ins Solebad.

Unser Winterauto schlechthin ist der Fiat Panda 4x4. 1980 brachte Fiat den Panda als Nachfolger des Fiat 126. Giorgio Giugiaro zeichnete den eckigen Kleinwagen, der wegen seines eigenwilligen Aussehns und seiner angeblich vorzugsweise weiblichen Käufer bald wenig schmeichelhafte Kosenamen bekam.

Günstig, praktisch, leicht

Zum Leidwesen der Lästerer war der Panda aber günstig, praktisch, recht leicht - und darum einfach und lustig zu fahren.

Drei Jahre nach der Markteinführung kam der Panda mit zuschaltbaren Allradantrieb auf den Markt. Der Allradantrieb, der kam von Steyr Puch. Darum wurde der Panda 4x4 auch gleich im Werk in Graz gefertigt. In der ersten Serie hatte der Allrad-Panda eine Leistung von sanften 48 PS; mit der Einführung der von Robotern gebauten FIRE-Motoren - erinnern Sie sich an die eigenwillige Radiowerbung in den späten 1980ern? - brachte es der erste Panda 4x4 am Ende auf bis zu 54 PS. Die reichen, damit man mit dem kleinen Italiener im Schnee und auf Eis ganz lässig Kreise um jeden modernen SUV fährt. Versprochen.

Ein Panda 4x4 mit einem Baujahr vor 2001 ist nicht ganz einfach zu finden. Klar, wer einen hat, gibt ihn nicht her. Wer doch einen gut erhaltenen und nicht komplett rostigen Allrad-Panda findet, muss mit einem Preis von mindestens 5000 Euro rechnen.

Für unser nächstes Winterauto muss man locker das Doppelte bis Dreifache hinlegen - wenn man es denn findet. Wer einen Ford Sierra Cosworth 4x4 verkauft, hält sich damit nicht lange auf.

Die zweite Generation des Ford Sierra war kaum schöner als die erste. Dafür wurde dem Cosworth ab 1990 ein Allradantrieb spendiert. Mit dem 220 PS starken Vierzylinder brauchte er für den Sprint auf 100 km/h keine sieben Sekunden. Im Trockenen halt.

Allradbremsen haben alle

Es steht außer Frage, wie unterhaltsam dieser Antrieb auf rutschigem Untergrund ist. Trotzdem möge man immer daran denken, dass es die zusätzliche Traktion durch die vier angetriebenen Räder nur beim Beschleunigen gibt. Auf der Bremse hat ein Allrad keinen Vorteil. Alle vier Räder bremsen auch beim Fronttriebler.

Der 4x4-Cossi wurde bis 1993 gebaut und war so gut, dass man sich in der Südsteiermark zum Beweis dieser Aussage immer noch gerne an den Ford-Händler erinnert, der sich den Wagen gleich bei der Markteinführung zulegte - und ihn bis heute nicht hergegeben hat.

Wirklich übersättigt ist der Gebrauchtwagenmarkt auch bei unserem dritten Tipp nicht - aber da wird man eher schnell fündig.

Am Tiefpunkt

Wer, wenn nicht die Schweden, soll wissen, wie man ein richtig gutes Winterauto baut? Eben. Zudem spielt uns in die Hand, dass die Preise für den Volvo 740 gerade am Tiefpunkt angelangt sind. Es ist also die beste Zeit, sich noch schnell einen 740 zu schnappen.

Kaum jemand möchte wirklich viel Geld für den Wagen zahlen, der wegen seines eckigen Designs Beinamen wie "schwedischer Ziegel" oder "Schneepflug" bekam. Ab 1000 Euro wird man daher beim 740 schon zum Volvofahrer.

Dafür bekommt man eine Starrachse, Hinterradantrieb und einen Benziner mit 114 bis 180 PS - vergessen Sie die Diesel, vor allem den Sechszylinder-Saugdiesel der ersten Generation.

Volvo 740, das heißt viel Spaß auf Eis und Schnee, wenn man ein Freund des Übersteuerns ist. Wer es am Anfang lieber vorsichtig angeht, fragt bei Opa nach einer alten Traktionshilfe, einem Zementsack für den Kofferraum. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 9.1.2015)