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Nur Verschlüsselung schützt wertvolle Inhalte (Bild: Ein E-Schloss an einem Reisekoffer)

Foto: Reuters/Marcus

Mehr Hintertüren und kein Schutz vor staatlicher Spionage: Das forderte der britische Premier David Cameron in Reaktion auf die Terrorangriffe in Paris. Obwohl ihm scharfe Kritik entgegenschlug (und IT-Experten den Vorschlag als praktisch unmöglich umzusetzen sehen), hält Cameron weiter an seiner Antiverschlüsselungsidee fest. Er will jetzt US-Präsident Barack Obama, den er am Freitag in Washington trifft, von seinem Vorschlag überzeugen. Obama ließ diese Woche selbst mit Plänen zu einem "Krieg gegen Hacker" aufhorchen.

US-Geheimdienste: "Krypto beste Verteidigung"

Just zu diesem Zeitpunkt berichtet der britische "Guardian" über neue Dokumente des NSA-Whistleblowers Edward Snowden. In ihnen empfiehlt das US National Intelligence Council, das quasi die Zusammenarbeit aller US-Geheimdienste koordiniert, Verschlüsselung stärker zu forcieren. Das Dokument stammt aus 2009 und spricht von Kryptografie als "bester Verteidigungsmethode", um private Daten zu schützen.

Wirtschaftlicher Schaden

Nur Verschlüsselung sei ein ausreichender Schutz gegen Spionage, Sabotage und Kriminalität, zitiert der "Guardian" aus dem Papier. Durch zu langsames Implementieren von Schutzmechanismen verliere die Weltwirtschaft jährlich bis zu 400 Milliarden Dollar, so das National Intelligence Council weiter. Das Dokument gibt jenen Cameron-Kritikern Rückenwind, die seine Antiverschlüsselungssuada als weltfremd und aktionistisch bezeichnen.

Hintertüren nie exklusiv

Denn wenn E-Mail-Services und Messenger Hintertüren für Geheimdienste einbauten, könnten diese auch von Kriminellen oder "feindlichen" Geheimdiensten genutzt werden, so Datenschützer über Camerons Vorschlag. Die aktuellen Vorgänge zeigen dabei einmal mehr die Doppelrolle von NSA und GCHQ als Internetspione und gleichzeitige Hacker-Abwehragenturen auf. Denn prinzipiell soll etwa die NSA auch für mehr IT-Sicherheit sorgen, weswegen sie prinzipiell Verschlüsselung empfiehlt. Andere Abteilungen, die etwa Terroristen überwachen wollen, beißen sich gleichzeitig an manchen Anwendungen die Zähne aus (auch wenn eine Vielzahl an Sicherheitsstandards mutmaßlich geknackt wurden).

GCHQ knackt Kaspersky-Software

Die nun vom "Guardian" publik gemachten Informationen zeigen außerdem, dass der britische GCHQ in der Lage ist, "Cisco-Router" zu manipulieren und deren Traffic abzufangen. Außerdem sollen die britischen Geheimdienste eine Hintertür in Anti-Viren-Software aus dem Haus Kaspersky gefunden haben. Die Dokumente wurden bislang allerdings nicht öffentlich zugänglich gemacht, der "Guardian" zitiert lediglich daraus. (fsc, derStandard.at, 16.1.2015)