Wien - Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) verstärkt ihren Kampf gegen die Unterbezahlung von Praktikanten. Ab sofort werden auf der Homepage www.watchlist-praktikum.at besonders "dreiste" Jobinserate" veröffentlicht, wie der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der GPA, Karl Proyer, dem STANDARD erklärte. "Die Unverfrorenheit, mit denen manche Arbeitgeber glauben, das Arbeitsrecht umgehen zu können, lässt uns ja gar keine andere Wahl."

Auf der Seite können, wie berichtet, Betroffene seit vergangenem Sommer schwarze Schafe unter den Firmen melden. Es würden "die unglaublichsten Erlebnisse von Nicht- und Unterbezahlung gemeldet", schildert Veronika Kronberger, Vorsitzende der "Plattform Generation Praktikum". Für viele Unternehmen sei es "offensichtlich ganz normal, Berufseinsteiger und Berufseinsteigerinnen auszubeuten". Häufig würden schon in den Inseraten "ganz unverhohlen hohe Qualifikationen und Flexibilität zum Billigst- oder sogar zum Nulltarif gefordert".

Versteckte Arbeitsverhältnisse

Die Gewerkschaft geht davon aus, dass viele inserierte Praktikumsstellen eigentlich normale Arbeitsverhältnisse sind. Besteht dieser Verdacht, kann bei der Gebietskrankenkasse eine Prüfung eingeleitet werden, die in weiterer Folge eine Unterentlohnung feststellen kann. "Ein Praktikum, das sich als verstecktes Arbeitsverhältnis entpuppt, muss selbstverständlich laut Kollektivvertrag oder zumindest laut ortsüblichem Entgelt entlohnt werden", so Proyer.

Neben der korrekten Entlohnung drängt die GPA seit längerem darauf, dass die Lehrinhalte von Praktika in den Hochschulplänen definiert werden müssten. Außerdem brauche es eine Beweislastumkehr. Die Arbeitgeber müssten demnach nachweisen, dass es sich tatsächlich um ein Ausbildungsverhältnis gehandelt hat. Die Wirtschaftskammer lehnt das entschieden ab. (go, derStandard.at, 19.1.2015)