Frida Kahlo? Nicht ganz, das hier ist "Frieder" von René Luckhardt (2014) in der Galerie Kugler.

Foto: Georg Hofer

Innsbruck - Künstler, die sich mit dem Werk anderer Künstler beschäftigen, sind nichts Neues. Es ist eine Grundvoraussetzung für das Entstehen von Kunst. Trotzdem ist die Annäherung des Deutschschweizers René Luckardt (geboren 1972) an Man Ray speziell. Er zitiert nicht, sondern experimentiert. Es ist ein oft unterbewusstes Aneignen, um schließlich herauszutreten und auf einer eigenen Spur weiterzugehen. So entsteht etwa ein monochromes Ölbild, das auf Man Rays fotografischem Porträt von Frida Kahlo basiert. Die mexikanische Malerin tritt uns als "Frieder", als androgynes Wesen mit Halbglatze entgegen.

Luckhardt geht es um die visuelle Darstellung an sich und deren Übersetzungen. Grundlage für seine Ölbilder sind unter anderem Kopien aus Katalogen, die er mehrfachen Transformationen unterzieht. Diese archäologischen Prozesse werden nicht verschleiert, sondern sind Teil der Arbeiten und werfen Fragen nach Original und Kopie auf.

So wird ein Frauenporträt zur gemalten Büste, die von zweidimensionalen Flächen getragen wird - pendelnd zwischen abstrakt und konkret. Oder er isoliert Hände und lässt sie in eleganter Geste ins Leere greifen. Das Schwarz-Weiß aus Man Rays fotografischer Welt behält er bei und kombiniert es mit geometrischen Farbaufträgen und ironischen Einsprengseln: etwa wenn Kiki de Montparnasses Augen aus Fernand Légers Film Ballet mécanique, bei dem Man Ray mitwirkte, durch zwei Farbstriche einen clownhaften Ausdruck bekommen.

Man Ray ist nicht der erste Künstler, mit dem sich Luckardt intensiv auseinandersetzte. In seiner Frühphase stellte er Egon Schieles Posen in überlebensgroßen Fotografien nach, um sie später als Künstlerkurator wiederzuentdecken.

Und die wenig bekannten Wandmalereien des Okkultisten Aleister Crowley waren Anlass, einen experimentellen Ritualraum nachzubilden. Seine neuen Malereien sind nicht von dieser Dunkelheit geprägt, die Obsession weicht einer Leichtigkeit, in der auch Ironie Platz hat. Oder wie Peter Weiermair es ausdrückt: "Aus dem Märchenwald in die Boutique." (Robert Gander, DER STANDARD, 21.1.2015)