Wien - Alexander Van der Bellen wird sich nach der diesjährigen Wien-Wahl aus dem Gemeinderat beziehungsweise Landtag verabschieden. Der 71-Jährige kehrt damit nach dreijährigem Gastspiel der Kommunalpolitik den Rücken. Entsprechende Informationen bestätigte der grüne Landessprecher Georg Prack: "Van der Bellen kandidiert nicht mehr für einen Listenplatz."

Der frühere Bundessprecher der Grünen hatte für die Wiener Partei im Wahlkampf 2010 gewissermaßen das Zugpferd gegeben, äußerst erfolgreich um Vorzugsstimmen geworben und sich damit gar auf den ersten Listenplatz katapultiert. Trotzdem entschied sich der damalige Nationalratsabgeordnete, im Parlament zu bleiben, was ihm viel Kritik einbrachte. Erst im Herbst 2012 wechselte er ins Rathaus, nachdem durch die Ernennung von Sigrid Pilz zur Patientenanwältin ein Sitz in den grünen Mandatsreihen frei geworden war.

Bundespräsidentenkandidatur nicht ausgeschlossen

Drei Jahre Kommunalpolitik dürften dem 71-Jährigen, der im Stadtparlament nicht gerade zu den fleißigsten Rednern der Grünen zählt, aber reichen. Van der Bellen findet sich nämlich nicht unter jenen Bewerbern, die bei der Listenwahl am 14. Februar um Zustimmung der Parteibasis rittern. Die Frist für die Bekanntgabe einer Kandidatur lief am Samstag aus. "Damit tritt er fix nicht an", sagte Landessprecher Prack. Van der Bellen werde aber die Legislaturperiode – die je nach Wahltermin bis Sommer oder Herbst dauert – fertigmachen. Bis dahin werde er auch den Job als Universitätsbeauftragter der Stadt behalten. Van der Bellen selbst war vorerst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Nicht ausgeschlossen ist, dass er 2016 als Bundespräsidentschaftskandidat der Grünen auf die politische Bühne zurückkehrt.

Insgesamt 54 Namen stehen auf der Kandidatenliste der Wiener Grünen. Für den ersten Platz geht erwartungsgemäß Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou ins Rennen. "Nach jetzigem Stand gibt es keine Gegenkandidatur", sagte Prack. Das kann sich aber noch ändern, denn wer für welche Plätze antritt, steht noch nicht endgültig fest.

16 hoffnungsvolle Listenplätze

Fixiert wird die Liste, die regelt, mit welchen Personen und nach welcher Reihenfolge errungene Mandate im Gemeinderat besetzt werden, bei der Landesversammlung am 14. Februar. Die ersten vier Plätze werden einzeln gewählt, die restlichen in Viererblöcken – also Platz fünf bis acht, Platz neun bis zwölf und so weiter. 24 Plätze werden vergeben, wobei man sich bis zur 16. Stelle Hoffnungen auf ein Mandat machen kann. Stimmberechtigt sind Parteimitglieder und sogenannte Unterstützer, also gewissermaßen Parteisympathisanten mit Sonderstatus.

Neben Van der Bellen stellt sich auch die 34-jährige Abgeordnete Martina Wurzer nicht mehr der Listenwahl. Sie kehrt damit dem Gemeinderat nach einer Legislaturperiode den Rücken. Die restlichen neun Grün-Mandatare wollen wieder Spitzenplätze erreichen.

Unter den Kandidaten finden sich auch einige bekannte potenzielle Quereinsteiger, denen parteiintern Chancen eingeräumt werden. Dazu zählen Cafe-Tachles-Chef Daniel Landau, Bruder von Caritas-Präsident Michael Landau, Asylanwalt Georg Bürstmayr, Martin Haiderer, Gründer der karitativen Organisation "Wiener Tafel", und Nikolaus Kunrath, langjähriger grüner Klubmitarbeiter und als Veranstalter von Kundgebungen gegen den Akademikerball bekannt. (APA, 21.1.2015)