Bild nicht mehr verfügbar.

Daniel Craig als aktueller 007 bei den Dreharbeiten zum neuen James Bond-Film 'Spectre' im Skigebiet von Sölden.

Foto: APA / Barbara Gindl

James Bond füllt nicht nur Kinosäle, sondern auch Betten in Tourismusregionen, so die These. Am 5. Jänner ist der Dreh von "Spectre", dem vierten 007-Streifen mit Daniel Craig in der Hauptrolle, in Österreich angelaufen. Nach dem steirischen Altaussee wurde in Sölden gedreht, daraufhin ging es nach Obertilliach ins Osttiroler Gailtal, und je nach Wetter und Witterung kehrt Bond noch einmal zurück nach Sölden. Schon jetzt gab es einen unmittelbaren volkswirtschaftlichen Nutzen: 30.000 Übernachtungen wurden gebucht, lokale Betriebe bei den Dreharbeiten ebenso miteinbezogen wie Zulieferfirmen vom Helikopterservice bis zum Zeltverleih. Rund 150 Österreicher seien Teil der rund 500 bis 600 Mitarbeiter umfassenden Filmcrew. Umstritten ist allerdings der Langzeiteffekt, den James Bond auf volle Betten in österreichischen Tourismusgebieten haben wird.

Kein Hauch einer Wirkung

Im Oberen Drautal in Kärnten kann man den Bond-Effekt jedenfalls schon beurteilen. Während die Dreharbeiten zu "Der Hauch des Todes" mit Timothy Dalton 1987 langfristig "null" Auswirkungen auf die Nächtigungszahlen in Sachsenburg hatte, sorgt 007 seither auf Umwegen für volle Häuser in Weißensee - durch niederländische Eislaufsportler.

Tschechoslowakisches Drautal

Die Dreharbeiten vor dem Tunnel der B100 durch den Festungsberg westlich von Sachsenburg und auf der Drautalstraße selbst brachten der Kommune Sachsenburg (Bezirk Spittal an der Drau) zwar ebenfalls einen kurzfristigen Gewinn durch die kopfstarke Filmcrew - die langfristigen touristischen Auswirkungen waren allerdings "null", sagt Bürgermeister Wilfried Pichler von der Aktionsgemeinschaft Marktgemeinde Sachsenburg (AG). Das dürfte daran gelegen sein, dass der genaue Drehort im Filmabspann nicht genannt wurde. Zudem firmierten das Drautal und der Weißensee im "Hauch des Todes" als österreichisch-tschechoslowakische Grenze. Bond alias Dalton hatte einen KGB-Überläufer in den Westen zu schaffen - Freischießen des von den tschechoslowakischen Grenzern mit einem Lkw gesperrten Tunnels und Verfolgungsjagd über das Eis des Weißensee inklusive.

Bond- und Schlittschuhfans

Letztere Szenen mussten im Gedächtnis von Bond-begeisterten niederländischen Eislaufsportlern haften geblieben sein: Denn auf der Tourismusmesse ATB in Wien 1988 kamen Touristiker und Niederländer ins Gespräch. Die Organisatoren um Art Koopmans suchten für ihre "Alternative 11-Städte-Tour" einen Austragungsort. Der eissichere Weißensee war auch von seiner Größe her ideal, um die Tausenden eislaufverrückter Holländer aufzunehmen - war doch in deren Heimat das Flitzen auf Kufen von Stadt zu Stadt über zugefrorene Kanäle längst nicht mehr möglich.

Niederländische Nächtigungen

Hatte man vor 1987 an die 20.000 Nächtigungen im Winter verbucht, so schnellten die Zahlen nun auf bis zu 120.000 Übernachtungen hinauf. Verantwortlich dafür seien jährlich über 4.000 Eissportler, deren Betreuer und Familien. Die 3.500 Betten am Weißensee seien von den ersten Jännerwochen an ausgelastet gewesen, viele Gäste aus den Niederlanden nächtigen auch im nahen Weißbriach, Greifenburg und sogar Sachsenburg. Im Winter dort ist jede zweite Nächtigung eine niederländische. (APA, saum, derStandard.at, 2101.2015)