Bild nicht mehr verfügbar.

In den Elitezirkeln in Davos fehlen die Frauen. Am Donnerstag schleppte die Schweizer Polizei eine Femen-Aktivistin aus der Sicherheitszone vor dem Kongresszentrum.

Foto: EPA/LAURENT GILLIERON

Das Weltwirtschaftsforum spiegelt wider, was in der Welt draußen vor sich geht: Alle Jahre wieder bemühen sich die Veranstalter, die Repräsentanz von Frauen bei diesem Treffen der Wirtschafts- und Polit-Elite in den Schweizer Bergen zu erhöhen. Neben Appellen gab es auch die Vorgabe an Unternehmen und Organisatoren, wenigstens ein Teilnehmer von fünf solle weiblichen Geschlechts sein. Aber all das fruchtete nicht viel: Zwar stieg der Anteil der Frauen heuer auf 17 Prozent. Das ist zumindest ein Prozentpunkt mehr als 2014, als die weibliche Teilnehmerquote im Jahresvergleich sogar zurückgegangen war. Aber bei 17 Prozent Frauenanteil war man in Davos bereits im Jahr 2011.

Das größte weibliche Kontingent unter den rund 2.500 Teilnehmern stellt China, gefolgt von Osteuropa und Nordamerika. Aus diesen Regionen kommt immerhin ein Fünftel der Davoser Besucher.

Wissenschaft und Medien

Nimmt man Berufsgruppen her, fällt auf, dass eigentlich nur in den Bereichen Wissenschaft und Medien der Frauenanteil hoch ist. Insbesondere in der Energiebranche und unter den Private-Equity-Unternehmen gibt es nur wenige Frauen, die den Weg nach Davos gefunden haben.

So konzentriert sich die Aufmerksamkeit in Davos heuer einmal mehr auf das Facebook-Vorstandsmitglied Sheryl Sandberg und die Yahoo-Vorstandsvorsitzende Marissa Mayer, die auch in den vergangenen Jahren an dem Treffen teilnahmen. Neu ist diesmal Mary Barra, die die Führung des Autokonzerns General Motors übernommen hat. Zu einer Hebung des Frauenanteils trägt auch Winnie Byanyima bei, die den Hilfskonzern Oxfam leitet. Auffällig ist, dass besonders viele Vertreter von Nichtregierungsorganisationen an dem diesjährigen Treffen teilnehmen. Es wurde zum ersten Mal auch keine Gegendemonstration in Davos angemeldet.

Österreich auf Platz 36

Dass Frauen nicht wirklich in Toppositionen vordringen, zeigt sich auch beim Gender Gap Report, der im Vorfeld des nunmehr zum 45. Mal stattfindenden Treffens im Schweizer Kanton Graubünden veröffentlicht wurde. Der Global Gender Gap Index listet 142 Länder hinsichtlich der Geschlechterkluft im Gesundheits- und Bildungsbereich sowie nach ökonomischen und politischen Kennzahlen auf. Österreich liegt auf Platz 36 von 142 Staaten.

Damit ist Österreich gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgefallen – damals landete man auf Platz 19, insgesamt waren 136 Länder in die Bewertung einbezogen worden. Österreich liegt mit dieser Platzierung aktuell hinter Weißrussland.

An der Spitze des Gender Gap Reports befinden sich wie in den Jahren davor die skandinavischen Länder, Island hat die Position an der Spitze. Schlusslicht ist der Jemen. Das Gastgeberland Schweiz liegt in diesem Index, der seit 2006 erstellt wird, auf Platz elf. Im vorderen Bereich konnten sich auch Staaten wie Nicaragua, Ruanda, Irland, die Philippinen und Belgien positionieren. Auch Deutschland liegt mit Platz zwölf vor Österreich, ebenso Slowenien mit Platz 23.

Wenig Bewegung

Im Jahr 2012 war Österreich bereits auf Platz 20 von 135 Staaten. Nimmt man nur die Platzierung, ist man in Österreich dort, wo man im Jahr 2010 und 2011 war: Damals landete Österreich auf Platz 37 und 34 von 135 beziehungsweise 134 Ländern. Ein Schritt vor, einer zurück – das gilt nicht nur in Davos.

Seit zwei Jahren deutlich abwärts zeigt der Trend in Österreich bei der politischen Repräsentanz von Frauen in politischen Ämtern. Hier bekommt Österreich durchwegs schlechte Platzierungen in diesem Ranking. Einbezogen wird in den Index der Frauenanteil im Parlament und in der Regierung. Einen weiblichen Staats- oder Regierungschef hat Österreich noch nie gehabt.

Ganz gut schneidet Österreich in diesem Vergleich bei den Bildungsmöglichkeiten für Frauen ab. Positiv fällt auf, dass vergleichsweise viele Frauen an Universitäten oder Fachhochschulen studieren. Auch bei der Lebenserwartung liegt Österreich im vordersten Bereich.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Nur Platz 122 erreicht Österreich bei der Untersuchung, ob gleiche Löhne für gleiche Arbeit gezahlt werden. Bei der Beteiligung von Frauen am Arbeitsprozess landet Österreich mit Platz 45 im vorderen Drittel.

Einmal mehr klingt der Appell von Wirtschaftsforum-Gründer Klaus Schwab fast flehentlich: "Den Unternehmen entgeht sehr viel, wenn sie Frauen nicht auch in Toppositionen bringen." (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, 24./25.1.2015)