Zwei Bände in einem Schuber: Das Design von Audi.

Foto: delius klasing

Warum sehen heute alle Autos gleich aus?" An den Anfang seiner im wahrsten Sinn des Wortes gewichtigen Design-Retrospektive in Buchform stellt Designexperte Othmar Wickenheiser diese provokante Frage. Die These, mit der er reagiert, ist schlüssig und wortgewandt, die Antwort bleibt er im Endeffekt schuldig. Ist de facto aber auch egal. Allemal ein guter Einstieg. Was folgt, sind dafür Zahlen, Daten, Fakten und Know-how über Audi Design - Zwischen Evolution und Revolution.

In zwei Bänden rekapituliert Wickenheiser, selbst promovierter Automobildesigner, die Besonderheiten des Audi-Designs, ohne die Vorgeschichte auszusparen und nicht ohne das Aussehen der Autos in einen Kontext zu den jeweiligen modischen Irrungen, Wirrungen und (oftmaligen) Verirrungen zu stellen. So vergleicht er die harmonisch-integrierenden Pontonformen der Autos mit den idyllisch anmutenden Nierentischchen und Tütenlampen der 1950er-Jahre. Chic.

Organic-Design

Weiters bringt er die Trapezlinie, ausgehend von fliehenden Bug- und Heckabschusslinien des Wagenkörpers, in Relation zum akzentuierten Heckflossendesign der US-Schlitten und zu den spektakulären Schuhspitzen, die die Couturiers jener Zeit Damen wie Herren verordneten. Dekorationselemente im Organic-Design reflektierten fließende, amorphe Formen. Auf die Keilform-Ära folgte das prägende und markante puristische Quader-Design von Audi.

Erst Ende der 1990er-Jahre modifizierte man Richtung Aero-Design. Wickenheiser geht sogar so weit, Design-Ikonen wie Philippe Starcks "Juicy Salif", Ron Arads "Bookworm", Jonathan Ives "iMac" im Sinne des Postulats "Anything goes" als verantwortliche Auslöser eines "avantgardistischen Sculpture Design" in Form desAudi A6 zu nennen. However.

Balance entscheidend

Design ist neben Technik das Entscheidungskriterium, ob ein Auto als attraktiv wahrgenommen wird oder nicht. Audi hat es in seiner Geschichte stets verstanden, die Balance zwischen diesen Polen zu finden. Das aktuelle Design mit dem "Singleframe"-Kühlergrill ist nur ein Beispiel für durchdachte, konsistente Gestaltung. (Gregor Auenhammer, DER STANDARD, 23.1.2015)