Nach der Serie rechtsextrem motivierter Straftaten – trauriger Höhepunkt war die Zerstörung des Mahnmals für 400 der NS-Euthanasie zum Opfer gefallene Salzburger – versucht das offizielle Salzburg, ein deutliches Signal gegen die rechten Umtriebe zu setzen. Mit einem Aufgebot lokaler Promis vom Wirtschaftskammerpräsidenten über die Hochschulrektorin bis zum Ex-Skistar startet die Stadt die Mitmachaktion "#88gegenrechts!"

Dass man als Motto der Aktion ausgerechnet "88" und damit einen der zentralen Codes der Neonazis – 88 steht für zweimal den achten Buchstaben im Alphabet, also HH für "Heil Hitler" – genommen hat, sorgt bei vielen seit Jahren in der antifaschistischen Arbeit Tätigen für Unbehagen. Muss es aber gar nicht. Sich die öffentlichen Räume nicht wegnehmen zu lassen ist ja auch Ziel jeder Antifa-Demo. Und die Salzburger Stadtregierung versucht das eben im Bereich der Symbolik. Die Räume enger machen würde es in der Fußballersprache heißen.

Das Umdeuten einschlägiger Codes mag verstören. In Salzburg hat es aber fürs Erste seinen Zweck erfüllt: Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ist geweckt. Damit ist ein wichtiger, auch offizieller Schritt getan, um zu verhindern, dass die rechtsextreme Zerstörungswut nur als Dummheit Halbstarker abgetan wird. Denn das ist sie nicht. Wer zu lange nur angewidert zusieht, riskiert, dass aus dem Vandalismus irgendwann Gewalt gegen Personen entsteht. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 27.1.2015)