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Polizisten hören bald auf die Empfehlung eines Computers: Eine Software berechnet, wo vermutlich bald eingebrochen wird.

Foto: APA/Fohringer

Verbrechen vorherzusagen: Wohl ein Wunsch, der die Menschheit schon immer beschäftigt hat; popkulturell etwa verarbeitet im "Minority Report". Jetzt soll das sogenannte "Predictive Policing" auch in Österreich Realität werden: Im Unterschied zu Steven Spielbergs SciFi-Thriller helfen der Polizei allerdings keine Hellseher, sondern Software – und es geht auch nicht um Morde, sondern um Einbrüche.

Aus Statistik zur Prognose

Konkret will die Wiener Polizei mittels statistischen Berechnungen Risikozonen definieren, in denen ein erhöhtes Einbruchsrisiko gilt. Dafür werden historische Datensätze herangezogen, personenbezogene Informationen werden ausgenommen. Anschließend analysiert ein Algorithmus, welche Muster sich aus diesen Tagen ergeben. "Eine Software allein kann keine Straftat verhindern", sagt Polizeisprecher Mario Hejl gegenüber ORF.at – allerdings sollen die Vorhersagen die Arbeit der Polizisten massiv erleichtern.

Risikozonen

Denn die Polizei könnte in diesen "Risikozonen" stärker präsent sein, etwa durch sichtbare Streifenfahrten oder verdecktes Auflauern. Bis Juli wird das System, das im Rahmen der KIRAS-Sicherheitsforschung entwickelt wurde, nun getestet, bei einem Erfolg könnte eine Erweiterung auf andere Bundesländer und andere Deliktarten folgen. Mordfälle ließen sich damit aber wohl nicht verhinden, denken Experten. So erklärte Günther Okon vom bayrischen Landeskriminalamt in der Süddeutschen, dass Morde ja oft aus Leidenschaft und spontan durchgeführt werden. Das könne ein Algorithmus nicht vorab einschätzen.

Datenschutz?

In München wird eine solche Software ebenfalls seit einigen Monaten getestet. Dort will man das Programm künftig für Autodiebstahl und Raub einsetzen. Datenschützer äußern allerdings heftige Kritik. So denkt Aktivist Matthias Monroy, dass Verbrechensvorhersagung Phänomene wie "racial profiling" verstärke. "Wen hält die Polizei verstärkt an, wenn sie davon ausgeht, dass in den nächsten Stunden ein Einbruch bevorsteht", so Monroy vergangenen September in der Süddeutschen Zeitung. (fsc, derStandard.at, 2.2.2015)