Erschreckendes passierte am Montagabend bei der ersten österreichischen Pegida-Kundgebung in der Wiener City. Die Polizei ermittelt nun wegen möglicher Verstöße gegen das Verbotsgesetz. Experten zufolge waren einschlägige Vertreter der rechtsextremen Szene bei dem misslungenen "Spaziergang" auf der Freyung dabei.

Wer sich aber am Montagabend bemühte, mit den Anwesenden ins Gespräch zu kommen, entdeckte noch andere Motive für die Teilnahme an der Pegida-Demo. Manche waren gekommen, um ihrem Frust oder ihrer Furcht vor Terroranschlägen Ausdruck zu verleihen. Andere, um auf Anliegen wie Abtreibung oder Tierschutz hinzuweisen. Sie alle verwahrten sich teilweise vehement gegen den Vorwurf, rechtsradikal gesinnt zu sein, hatten jedoch eines gemeinsam: Sie ließen sich von den alarmierenden Bildern, die sich um sie herum abspielten, nicht abschrecken. Sie nahmen in Kauf, dass Reichsflaggen geschwenkt und Arme zum Hitlergruß erhoben wurden.

Bei allem Verständnis für Politikverdrossenheit oder für Ohnmachtsgefühle gegenüber dem Weltgeschehen: Wer bereit ist, sich mit Rechtsextremen zu solidarisieren, darf sich nicht wundern, wenn er ebenfalls in dieses Eck gestellt wird. Jedem steht es frei, bei Sorgen, Problemen oder Anliegen, selbst aktiv zu werden, eine Demonstration anzumelden oder eine Bürgerinitiative zu gründen – anstatt gemeinsam mit mutmaßlichen Neonazis Parolen zu rufen. (Christa Minkin, DER STANDARD, 4.2.2015)