Wien (APA) - Nach der Kritik von ORF-Journalisten und ORF-Ethikrat am Auftritt von ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz bei der jüngsten ÖVP-Klubklausur fordert der Kärntner ORF-Stiftungsrat Siggi Neuschitzer von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Offenlegung der Nebenbeschäftigungen prominenter ORF-Journalisten. Zugleich sprach sich Neuschitzer für ein Ende von Nebenbeschäftigungen im ORF aus.

Das Thema Konsulenten- und Beraterverträge im ORF ist nach derStandard.at-Infos auch Tagesordnungspunkt bei der nächsten Stiftungsratsitzung am 5. März. Der Zentralbetriebsrat begehrt eine detaillierte Auflistung für 2014 und 2015.

"Gehört auf den Tisch"

"Es gehört auf den Tisch, was ORF-Mitarbeiter neben ihrer ORF-Tätigkeit verdienen und ob die ORF-Enterprise davon profitiert", sagte Neuschitzer am Mittwoch der APA. Er werde deshalb von Generaldirektor Wrabetz im Vorfeld der nächsten ORF-Stiftungsratssitzung am 5. März die Offenlegung der Nebentätigkeiten von ORF-Redakteurssprecher Dieter Bornemann und "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf fordern. Bornemann und Wolf zählten zu den öffentlichen Kritikern des Wehrschütz-Auftritts.

Für Neuschitzer, der einst von der BZÖ- bzw. FPK-regierten Kärntner Landesregierung ins oberste ORF-Gremium bestellt und danach auch von der SPÖ-geführten Regierung unter Landeshauptmann Peter Kaiser als Stiftungsrat verlängert wurde, ist die Frage der Nebenbeschäftigung von ORF-Mitarbeitern ein "Riesenthema". "Ich stelle Nebenbeschäftigungen von ORF-Mitarbeitern in hohen Gehaltsstufen generell infrage. Das sollte eingestellt werden. Und wenn man es doch macht, sollte zumindest ein Teil des Honorars an den ORF gehen", so Neuschitzer.

Ethikrat berät

Der Kärntner Stiftungsrat wünscht sich von ORF-Chef Wrabetz deshalb eine "rasche Klärung der Frage, wer darf Nebenbeschäftigungen unter welchen Bedingungen ausüben, oder streichen wir das ganz. ORF-Journalisten verdienen ja ohnehin nicht schlecht. Im ORF wollte man die Forderungen Neuschitzers am Mittwoch vorerst nicht kommentieren. Die nächste Sitzung des ORF-Ethikrats findet übrigens in zwei Wochen am 18. Februar statt. Dann wird sich das Gremium auch mit Auftritten der ORF-Journalistin Mari Lang und des freien ORF-Korrespondenten Karim El-Gawhary bei SPÖ-Veranstaltungen beschäftigen.

Beim Osteuropa-Korrespondenten Wehrschütz hatte der ORF-Ethikrat unter anderem kritisiert, dass die "Mitwirkung an Veranstaltungen wahlwerbender Parteien" - in Wehrschütz' Fall die ÖVP-Klubklausur - laut ORF-Verhaltenskodex nicht mit der Unabhängigkeit von ORF-Journalisten vereinbar sei. (red, APA, derStandard.at, 4.2.2015)