STANDARD: "Metzger"-Krimis gibt es seit 2007. Wann war klar, dass Robert Palfrader Willibald Adrian Metzger ist?

Raab: Ich wusste es, als ich die Castingbänder sah, letztes Jahr im Februar. Ich dachte schon vorher, dass du das Metzger-Charisma haben könntest. Ich musste mir das zuerst anschauen, denn du bist ja auch begnadeter Kabarettist und kannst sehr laut sein. Der Metzger ist aber eher ein leiser. Nach dem Casting waren sich alle geschlossen einig: Es kann nur einen geben. – Schau, jetzt wird er rot, gell?

Palfrader: Du machst mich verlegen. Ich kann mit so was gar nicht gut umgehen.

Foto: ORF/ARD/Jacqueline Krause-Burberg

STANDARD: Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?

Raab: Ich war staunender Besucher ...

Palfrader: ... und ein wahnsinnig gerngesehener Gast, möchte ich dazusagen. Es war immer angenehm zu sehen, dass derjenige, der dieses Universum geschaffen hat, zufrieden war. Für uns war das ein Gradmesser, wie sehr du dich mit unserem Tun identifizieren kannst.

STANDARD: Wie haben Sie sich ausgetauscht?

Raab: Wir haben zuerst einmal ganz lange telefoniert. Ich wusste von Andreas Herzog (Regisseur, Anm.) und von dir, dass ihr beide eure Aufgabe nicht auf die leichte Schulter nehmen würdet. Andreas hatte eine ganz genaue Vorstellung, wie alles aussehen soll.

Palfrader: Er ist Bayer, so ein Riegel ...

Raab: Ja, er ist ein gutmütiges Bollwerk. Und du bist ein Schauspieler, der weiß, dass Filmen ein Gemeinschaftsprojekt ist. Bei meinen Romanen bin ich alleine, aber Film ist Reibung, man muss sich auseinandersetzen.

Foto: ORF/ARD/Jacqueline Krause-Burberg

STANDARD: Das Diskutieren gehört zum Drehen?

Palfrader: Ja, natürlich. Es gibt bei mir immer wieder den Moment, wo ich nicht weiterweiß. Ich spüre es sehr, sehr deutlich, wenn etwas keinen Fluss hat, wenn die Authentizität fehlt, wenn es nicht schmiert, sondern holpert und knirscht.

Raab: Aber du bist ja auch so ein Menschenfreund! Am Set führst du zwei Minuten vor dem Drehen Schmäh mit Maske und Kamera, dann gehst du hin und bist in der Rolle.

Palfrader: Der Schmäh muss rennen. Wenn der Schmäh nicht rennt, dann wird es schlimm.

Raab: Ich erinnere mich an unsere erste persönliche Begegnung: Ich stand im Redaktionsbüro, plötzlich fliegt die Tür auf, es donnert durch den Raum: "Schatzis, ich hab' Manner-Schnitten für euch!"

Palfrader: Man muss sich vorstellen, das sind lauter arme Piefke, die noch nie Manner-Schnitten gegessen haben.

Raab: Ich glaube, du brauchst ein Umfeld, in dem man sich gern hat, und dazu trägst du wesentlich bei.

Palfrader: Ich bin allergisch gegen Disharmonie. Da krieg' ich Wimmerl am Arsch. Wenn man 50 Arbeitstage bis zu 15 Stunden auf engstem Raum und unter Zeitdruck verbringt – wenn das zwischenmenschlich nicht funktioniert, wird es sehr schwierig. Profis sind sie alle. Nasenbohrer kommen da nicht. Wenn man dann noch das Glück hat, dass am Set eine besondere Harmonie herrscht, dann ist es perfekt. Ich halte das, was ich vor der Kamera mache, für einen sehr intimen Prozess. Dafür brauche ich eine gewisse Sicherheit, und die habe ich nur, wenn ich ein Umfeld habe, das mich beschützt.

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STANDARD: Besonderes Augenmerk wurde offenbar auf die Ausstattung gelegt. Da sticht einem das Haifischbecken in der Hotelrezeption ins Auge. Gibt es das wirklich?

Palfrader: Das Aquarium steht in der Rezeption des Hotels in Tirol. Die Haifische sind CGI.

Raab: Unglaublich gut gemacht. Ich war schon im Gespräch mit anderen Sendern für einen Film, und immer hörte ich: Das mit den Haifischen können Sie vergessen. Ich wollte die aber unbedingt haben. Sie werden nicht reden, wie im Buch, aber sie sind dabei.

Foto: ORF/ARD/Jacqueline Krause-Burberg

STANDARD: Und Sie, Herr Palfrader, hatten schmerzhaften Kontakt mit einem Isolierband. Auch am Computer gemacht?

Palfrader: Nein, das hat wirklich wehgetan. Ich habe drei Tage Heilcreme geschmiert. (Doris Priesching, DER STANDARD, 6.2.2015)