Der Jemen ist weit weg - aber vielleicht etwas weniger, seitdem sich einer der Attentäter von "Charlie Hebdo" auf die jemenitische Al-Kaida bezogen hat. Das Terrornetzwerk, heute vom "Islamischen Staat" in den Schatten gestellt, profitiert vom Chaos im Jemen. Nur durch eine im Konsens aller Gruppen erarbeitete nachhaltige Lösung, die dem ärmsten arabischen Staat einen Neuanfang erlaubt, könnte ihr das Wasser abgegraben werden.

Die Hoffnung darauf hat sich einmal mehr zerschlagen. Die Huthi-Rebellen aus der Provinz Saada haben in der Hauptstadt Sanaa die Macht übernommen. Zwar gaben sie sich nach ihrem Putsch - die Beseitigung aller Institutionen - pragmatisch und haben auch die internationale Gemeinschaft zur Kooperation aufgerufen. Im Südjemen wird man jedoch die Herrschaft einer nördlichen und noch dazu einer schiitischen Gruppe nie und nimmer akzeptieren. Das wird einerseits den Separatisten und andererseits extremistischen sunnitischen Gruppen Zulauf bescheren.

Auf einer Ebene darüber sabotieren die Entwicklungen im Jemen jeden Versuch einer iranisch-saudi-arabischen Annäherung. Für die Golfaraber ist der Siegeszug der Huthis weniger eine jemenitisch-interne Angelegenheit - obwohl hier auch der gestürzte Langzeitpräsident Ali Abdullah Saleh sein Süppchen kocht - als ein iranisches Komplott. So macht der Umsturz im Jemen auch die Lage in Syrien und im Irak nur noch schwieriger. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 9.2.2015)