Linz – 70 Prozent der Österreicher attestieren dem Schauspieler Christoph Waltz, Österreich im Ausland "sehr gut" zu repräsentieren – nur 45 Prozent sagen dies von Außenminister Sebastian Kurz, 31 von Bundespräsident Heinz Fischer und gar nur sechs Prozent von Bundeskanzler Werner Faymann. Das ergibt eine Market-Umfrage für den STANDARD.

In derselben Umfrage wurde erhoben, welche Länder "sehr gute Partner für die österreichische Bundesregierung sein könnten, um international politische Interessen durchzusetzen". Hier gewinnt Deutschland, dem 68 Prozent die Bestnote geben vor der Schweiz mit 59 Prozent und Schweden mit 56. Ganz wenige "Sehr gut" gibt es für Russland und Saudi-Arabien (je sechs Prozent), für die Türkei (fünf Prozent) und die Ukraine (vier).

Traumland Schweden

Schweden ist für sehr viele Österreicher immer noch das Traumland: Jeder dritte Wahlberechtigte wünscht sich, dass Österreich mit dem skandinavischen Land engere Beziehungen pflegen sollte, 54 Prozent halten die Beziehungen für gerade richtig und nur ein Prozent für zu eng. Das ist das Ergebnis einer Market-Umfrage aus der Vorwoche für den Standard.

Market-Studienleiter David Pfarrhofer interpretiert das mit dem Hinweis auf die vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren oft zitierten Parallelen im Hinblick auf den (von Schweden heute nicht mehr hochgehalten) Neutralitätsstatus, die Wohlfahrtsstaatspolitik (die inzwischen zurückgefahren wurde) und die gemeinsame Beschaffung von Flugzeugen und anderen Waffen (die auch längst kein Prinzip mehr ist): "Schweden wird von den Österreichern gern verklärt, viele erinnern sich an das sozialdemokratische Triumvirat Olof Palme, Willy Brandt und Bruno Kreisky, das der sozialistischen Internationale ihre Ausrichtung gegeben hat."

Guter Partner Deutschland

56 Prozent halten Schweden daher für einen sehr guten "Partner für gemeinsame politische Projekte" auf der fünfstufigen Notenskala – die Durchschnittsnote ist 1,6. Nur Deutschland (Durchschnittsnote 1,49) und die Schweiz (1,59) liegen besser – Luxemburg liegt mit 1,9 bereits deutlich schlechter, gefolgt von Frankreich (2,19) und Großbritannien (2,29).

Nur im Mittelfeld – Durchschnittsnote 2,55 – liegen die USA. Pfarrhofer: "Da schlagen gewaltige Ressentiments durch. Elf Prozent halten die USA als politischen Partner für völlig ungeeignet, weitere neun Prozent geben gerade noch die Schulnote vier." Es sind besonders Freiheitliche und Nichtwähler, die die USA ablehnen.

Das Thema Russland spaltet FPÖ-Fans

Dagegen sind es die erklärten Anhänger der FPÖ (und in geringerem Maße auch der ÖVP), die Russland bessere Noten geben. Es sind nämlich Freiheitliche, die den Russen auffallend häufig ein "Sehr gut" geben – andererseits stehen auch viele erklärte FPÖ-Wähler extrem kritisch zu Russland; und treffen sich in dieser Ablehnung mit den Grünen, die den Russen auch überdurchschnittlich viele "Nicht genügend" geben. Mit einer Durchschnittsnote von 3,34 wird Russland jedenfalls als eher weniger guter politischer Partner eingeschätzt.

Immerhin: Das wegen seiner Europolitik umstrittene Griechenland bekommt mit 3,46 eine noch schlechtere Bewertung als politischer Partner Österreichs.

Schlechte Noten für Ukraine

Und die Ukraine liegt bei der Wahl als politischer Partner mit der Note 3,67 noch hinter Russland.

Saudi-Arabien (zuletzt wegen des König-Abdullah-Zentrums und der anhaltenden Menschenrechtsverletzungen umstritten) bekommt als politischer Partner nur die Note 3,63 – Frauen und jüngere Befragte sind da besonders kritisch. Noch schlechtere Werte haben der Iran (4,12), der Irak (4,28) und Syrien (4,4).

Auffallend ist, dass es auch für den Kosovo, wo Österreich seit Jahren mit Bundesheer-Soldaten engagiert ist, keine besseren Noten gibt als für Saudi-Arabien. Dasselbe gilt für den EU-Beitrittskandidaten Serbien (3,43) und die Türkei (3,66).

Sonderfall Türkei

Die Türkei ist überhaupt ein Sonderfall in der politischen Wahrnehmung der Österreicher: Nur fünf Prozent halten sie für einen sehr guten Partner – und 30 Prozent als Partner für ungeeignet. In der Frage, ob die Beziehungen zu dem Land zu eng, zu lose oder gerade richtig sind, sagen 33 Prozent, die Beziehungen seien zu eng. Auch das knapp vor Saudi-Arabien (32 Prozent), Russland (26), der Ukraine (23) sowie Griechenland, Syrien und dem Irak (je 22).

Wer vertritt Österreich?

Und wer vertritt Österreich im Ausland? Das Bild wird, wie die Grafik belegt, von Künstlern und Sportlern geprägt: Marcel Hirscher, David Alaba, und Christoph Waltz schlagen Außenminister Sebastian Kurz. Von Matthias Strolz, Kathrin Nachbaur und Eva Glawischnig – aber auch von der ganz oben im Protokoll angesiedelten Nationalratspräsidentin Doris Bures – glauben viele, dass sie im Ausland gar nicht wahrgenommen würden.

Negatives Strache-Bild

Den Negativ-Rekord hält FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache: 47 Prozent meinen, dass er Österreich gar nicht gut vertrete, nur drei Prozent trauen ihm zu, seine Sache sehr gut zu machen. Frank Stronach wird ebenfalls sehr negativ gesehen – was Pfarrhofer darauf zurückführt, dass die Österreicher das Projekt "Team Stronach" als peinlich gescheitert empfinden: "Hätten wir dieselbe Frage vor Stronachs Einstieg in die Politik gestellt, wäre er wohl als erfolgreicher Unternehmer beurteilt worden, der ein positives Österreich-Bild auch im Ausland vermittelt", mutmaßt Pfarrhofer.

Der Quantenphysiker Anton Zeilinger und der Genetiker Markus Hengstschläger sind dagegen für viele Befragte im Inland kein Begriff – aber die, die sie kennen, geben ihnen hervorragende Noten. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 9.2.2015)