Niemand konnte diese radikale Wende voraussehen, die in den vergangenen Monaten passiert ist: der Ölpreis, statt bei 100 Dollar und mehr, plötzlich bei 50 Dollar und weniger. Und die Aussicht auf ein baldiges Ende der Öl- und Gasvorräte, mit denen der rasche Umstieg auf erneuerbare Energien argumentiert wurde: plötzlich Schall und Rauch. Statt Energienotstand gibt es eine regelrechte Ölschwemme, wobei der Minderverbrauch aufgrund der lahmenden Konjunktur nur eine Erklärung dafür ist. Die zweite Erklärung sind die großen Mengen an Öl und Gas, die man unkonventionell gewinnt - aus Schiefergestein, derzeit noch fast ausschließlich in den USA.

Sollte deshalb der eingeschlagene Weg verlassen werden, erneuerbare Energien zu forcieren? Keineswegs. Rohöl ist zu kostbar, um es zu verbrennen, das steht außer Frage. Daran hat sich nichts geändert. Und die Nebenwirkungen des Verbrennens sind zumindest umweltschädlich (CO2), schlimmstenfalls letal. Dass es Öl und Gas offensichtlich in Hülle und Fülle gibt, ist noch lange kein Grund, daran festzuhalten.

Wind und Sonne sind Energiequellen, die gratis zur Verfügung stehen und die Umwelt, anders als die fossilen, nicht belasten. Sie beeinträchtigen mitunter das Landschaftsbild, das ja. Sie kosten (noch) sehr viel. Das alles kann man in den Griff bekommen - durch mehr Wettbewerb und durch die Raumordnung. Man muss es nur tun. (Günther Strobl, DER STANDARD, 16.2.2015)