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Proteste in Griechenland.

Foto: REUTERS/Alkis Konstantinidis

Athen/Brüssel – Die Eurofinanzminister ringen weiterhin um eine Lösung der griechischen Schuldenkrise. Vor einem erneuten Treffen am Montag in Brüssel waren die Erwartungen an beide Seiten hoch: Sowohl Griechenlands neue Regierung und Banken als auch die internationalen Geldgeber stehen unter Zeitdruck. Die Chancen auf eine Einigung im Schuldenstreit werden skeptisch eingeschätzt.

So hat der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble Zweifel, dass sich die Euroländer einigen werden. "Nachdem, was ich gehört habe, bin ich sehr skeptisch", sagte Schäuble am Montag im Deutschlandfunk. Er warf der neuen griechischen Regierung vor, derzeit "ziemlich unverantwortlich" zu handeln und seine Partner zu beschimpfen. Schäuble unterstrich, er wolle kein Ausscheiden des Landes aus dem Euroraum. "Wir wollen das nicht", sagte er. Aber das Land müsse ein Mindestmaß dafür tun, um insbesondere auch seinen eigenen Ansprüchen zu genügen.

Experten erwarten "Grexit"

Fast jeder dritte Börseninvestor rechnet unterdessen mit einem Euro-Abschied Griechenlands. 32 Prozent erwarten diesen sogenannten "Grexit" in den kommenden zwölf Monaten, wie aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Investmentberatung Sentix hervorgeht. Diese hatte Ende vergangener Woche dazu rund 1000 private und institutionelle Anleger in mehr als 20 Ländern. Eine Woche zuvor noch wurde die Wahrscheinlichkeit mit 29,6 Prozent etwas geringer beziffert.

Fehlende Daten

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" kritisierten Unterhändler, dass Athen immer noch die nötigen Daten schuldig bleibe, auf deren Grundlage über mögliche neue Hilfen für das hochverschuldete Land verhandelt werden könnte. Premier Alexis Tsipras habe EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker in einem Telefonat um Vermittlung gebeten. "Juncker unternimmt einen letzten Versuch in einer extrem schwierigen Situation", sagte ein EU-Diplomat.

Griechenland habe aber weiterhin eine andere Sicht auf die Dinge. Tsipras hatte am Wochenende dem Magazin "Stern" gesagt, er sei für eine Lösung, "bei der alle nur gewinnen". Die EU-Kommission hatte zuletzt versucht, in dem Streit eine Vermittlerrolle zwischen der griechischen Regierung und den internationalen Geldgebern einzunehmen.

Nach dem Scheitern des Eurogruppen-Treffens am vergangenen Mittwoch und den Gesprächen auf Arbeitsebene am Wochenende haben die Versuche aber offenbar bisher nicht zum Durchbruch geführt. Ende Februar laufen die bisher vereinbarten Hilfen für Athen aus, viele Griechen hoben aus Sorge um die finanzielle Zukunft inzwischen insgesamt Milliarden von ihren Konten ab.

Zugleich beharrt das Links-rechts-Kabinett von Tsipras auf neuen Verhandlungen über die Sparauflagen. Der Chef des Linksbündnisses Syriza will die seiner Meinung nach unsoziale Reformpolitik beenden. Zugleich gilt es als sicher, dass Athen auf weitere Hilfen der Europartner angewiesen ist. Ohne ergänzende Finanzspritzen könnte Griechenland nach Einschätzung von Experten pleitegehen. Eine Zahlungsunfähigkeit dürfte mit Verlusten für andere Eurostaaten einhergehen. Die Zeit drängt auch, weil zusätzliche Hilfen in einigen Ländern von der Zustimmung des Parlaments abhängen.

Proteste in Athen

Vor dem Parlamentsgebäude in Athen hatten am Sonntagabend tausende Menschen gegen die harten Sparprogramme protestiert. Sie forderten ein Ende der Politik, die zur "Verarmung" des Volkes und zur Abwanderung junger Menschen wegen der hohen Arbeitslosigkeit führe.

Finanzminister Yiannis Varoufakis zeigte sich optimistisch. Eine Lösung könnte notfalls auch noch "fünf Minuten danach" gefunden werden, sagte er der Zeitung "Kathimerini" mit Blick auf die Brüsseler Gespräche. (APA/Reuters/red, 16.2.2015)